Wie funktioniert Unschooling – FAQ

Ich beschreibe hier Unschooling wie ich es bis jetzt begriffen habe und so wie wir es anwenden. Es gibt bestimmt Familien, die sich Unschooling anders vorstellen. Ich bin z.B. sehr bücherzentriert. Dennoch glaube ich, dass man eine gute Idee dafür bekommt, wie und warum Unschooling funktioniert. Das wichtigste ist aber: “Unschooling ist das, was man selber draus macht!”

(Bilder, Literatur und Links folgen noch)

Das Wichtigste beim Unschooling ist eigentlich darauf zu achten, dass der Spaß und die Freude nicht verloren geht!

Muss ich meinen Kindern beim Unschooling den ganzen Stoff erklären können und immer tolle Beispiele haben – das kann ich mir nämlich nur für die ersten Jahre vorstellen?

Auf keinen Fall. Die ersten Jahre werden Eltern sich mehr einbringen. Die Rolle der Eltern ist jedoch mehr ein interessierter Ansprechpartner zu sein – zusätzlich sind sie anfangs dafür verantwortlich “Ressourcen” zu beschaffen.

Was sind denn Ressourcen?

Also Computerspiele, Bücher, Filme, Freunde, Bekannte überhaupt die ganze Welt. Anfangs müssen die Eltern diese aktiv beschaffen. Mit der Zeit lernen Kinder selber, wo die Bibliotheken, Treffpunkte und Freunde sind.

Aber können denn Kinder wirklich alles lernen, ohne dass es ihnen jemand erklärt?

Erklärungen sind nicht deswegen verständlich für Menschen weil sie aus dem Munde einer Person kommen.

Erklärungen sind verständlich, weil sie entweder sehr gut sind, oder weil sie sehr nahe am vorhandenen Wissen des Lernenden sind. Für Bücher trifft dies noch mehr zu, als für die gesprochene Erklärung. Mittlerweile gibt es Bücher für jede Altersstufe zu jedem Thema. Bis diese in den Druck gehen arbeiten sehr viele Menschen daran. Heutzutage werden Sachbücher oft multimedial aufbereitet und mit Websites versehen, die sogar einen Austausch mit anderen Interessierten ermöglichen.

Wenn wir uns also heute für Unschooling entscheiden, werden wir dann morgen schon fleißig und begeistert lernen?

Das kommt darauf an, wie sehr die Kinder (und Eltern) sich die Schule schon einleuchten haben lassen. Wenn sie die Idee Schule verinnerlicht haben, wird es eine Phase des Deschooling geben. Beim Deschooling werden die Kinder ohne Grenzen Fernseh schauen, Chips und Junk Food essen, Computer spielen usw. Irgendwann erwacht dann aber der Wille sein Leben aktiv in die Hand zu nehmen wieder. Der Fernseher wird ausgeschalten und die Welt will erobert werden. Je nach Verschulung dauert die Deschooling Phase zwischen 2 Wochen und 1 Monat pro Schuljahr. In dieser Zeit heißt es besonders für Eltern, durchhalten und tolerieren. Die Kinder müssen kapieren, dass sie besonders sind und nicht wegen ihrer Leistungen geliebt werden.

Bedarf es nicht dennoch eines Lehrers um das Wissen aufzubereiten?

Bücher bieten die besten Lehrer, die man sich vorstellen kann – zusätzlich sind diese oft hervorragend aufbereitet. Man kann sich sogar aussuchen, ob man Physik von Physiknobelpreisträger Richard Feynman lernt oder mit dem hervorragenden Kinderbuchautor und Physiker David Macaulay. Man kann sich aber auch mit Luca Novelli der das Leben von Forschern beschreibt und ihre wichtigsten Erkenntnisse gleich mit. Je nach Alter, Geschmack und Vorwissen gibt es für jeden den passenden Lehrer. Man muss nur Lesen können.

Egal welche Wissenschaft man hier nimmt, es besteht Suchtgefahr 🙂

Fehlt da nicht die Tiefe, welche formale Curricula (Lehrpläne) bieten?

Dadurch, dass man seine Interessen verfolgt und immer auf die am besten passenden Ressourcen zurückgreifen kann kommt man viel tiefer, als es in Curricula vorgeschrieben werden kann. Staatliche Curricula müssen ja einen kleinsten gemeinsamen Nenner vorschreiben, während man selber ganz frei ist. Durch diese neu gewonnene Tiefe bauen sich besondere Fähigkeiten des Verstehens und des Weiterdenkens auf – die sogenannten Metastrategien – auch bekannt als “Lernen lernen”. Die Metastrategien machen es dann einfacher schnell in andere Fachgebiete einzusteigen und ein gutes Niveau zu erreichen.

Fehlt dann nicht die Breite, welche formale Curricula (Lehrpläne) bieten?

Beim Unschooling kann es gut sein, dass das eine oder andere Wissensgebiet zu kurz kommt. Es kann sogar sein, dass elementar empfundene Fächer wie Physik in manchen Fällen überhaupt nicht dran kommen. Dennoch lernt man die ganze Zeit, wie man lernt. Also die schon angesprochenen Metastrategien. Sollte man also wirklich einmal in eine Physikprüfung müssen – obwohl man es nie gebraucht hat – so hat man durch gute Metastrategien, also die Fähigkeit gut zu lernen und auch die richtigen und passenden Bücher auszusuchen, eine sehr gute Chance selbst in diesen Tests sehr gut abzuschneiden.

Aber was ist mit den Dingen, die man nicht lernt und die auch in keinen Tests gefordert werden?

Unschooling bedeutet Lernen mit Freude und die eigenen Interessen voranbringen. Das bedeutet gleichzeitig, dass man nicht aufhört zu lernen. Es gibt also keinen Punkt X im Leben, wo es heißt, so jetzt bist Du fertig mit Lernen. Alles was Hänschen bis jetzt gelernt hat wird mit einem Zeugnis abgesegnet, alles was Hand lernt, gilt jetzt nicht mehr.

Unschooler sind Autodidakten und als solche auch über Tests hinaus fähig immer Neues zu lernen – sobald sie sich dafür interessieren und spätestens dann, wenn sie es brauchen.

Ist das nicht alles schrecklich theoretisch – nur Bücher – nie andere Menschen?

Dadurch dass man seinen Interessen folgt und seine Vorkenntnisse optimal einbindet lernt man beim Unschooling schneller und effektiver – zudem fällt der administrative Aufwand weg. Dies lässt einem mehr Raum und vor allem Zeit sich mit anderen zu treffen und gemeinsame Aktivitäten zu planen oder spontan etwas zu unternehmen oder gar mit ihnen zusammen zu lernen.

Das selbständige Lernen ermöglicht aber auch eine Stoffdurchdringung, die es möglich macht sich auf bestimmten Gebieten mit echten Experten auszutauschen. Diese kann man über Unis oder Internet heutzutage schnell finden und einen Kontakt herstellen – vielleicht hat nicht jeder Experte Zeit, aber viele freuen sich über qualifizierte Zuschriften und ehrliches Interesse.

Dennoch sind Bücher an sich auch nicht nur grau. Der Glücksforscher Mihalyi Csikszentmihalyi prägte das Wort Flow – das vielen schon bekannt ist. Er fand in seinen Studien heraus, das eine der am beglückendsten empfundenen Beschäftigungen eben das Bücher-Lesen ist. Vorausgesetzt man hat sich die Bücher selber ausgesucht. Bücher sind für ihn nichts anderes als ein sehr tiefer Austausch mit den Gedanken eines Menschen.

Welche Fächer sind dann überhaupt so interessant, dass sie von Unschoolern gelernt werden?

Dies ist eine komplizierte Frage. Lev Vygotskij hat hier eine gute Theorie entwickelt. Sie besagt, dass der Mensch eine “Zone der nächsten Entwicklung” hat. Jeder Mensch besitzt also Wissen und alles was daran angrenzt kann er als Nächstes verstehen.

Man kann sich das mit einem Menschen in einer Bücherei vorstellen. Nehmen wir an, dieser Mensch mag genau ein Buch, und liest dieses. Dieses ist sein aktuelles Wissen. Die Bücher, die um dieses Buch herum im Regal stehen sind die Zone der nächsten Entwicklung. Wenn er auch diese liest, dehnt sich sein aktuelles Wissen aus und seine “Zone der nächsten Entwicklung” wächst mit. Irgendwann ist er beim nächsten Regal. Dies geht nach allen bisherigen Entwicklungstheoretikern immer so weiter, bis er irgendwann die ganze Bibliothek in seinem aktuellen Wissen hat.

Durch das selbständige Lernen wachsen auch die Metastrategien an. Durch ein Anwachsen dieser Metastrategien wächst zugleich auch die “Zone der nächsten Entwicklung selber”. Das bedeutet, hat jemand erst einmal 5 Bücher aus einem Regal gelesen, so kann er sich nicht nur aus den Büchern in der unmittelbaren Nähe eines aussuchen, sondern auch aus etwas weiter entfernten Büchern.

Ebenfalls wächst durch das Lernen das “Weltwissen” an. Dieses dehnt ebenfalls die “Zone der nächsten Entwicklung”. Andere Bibliotheksregale erklären zwar andere Dinge, aber sie nehmen dennoch Bezug auf dasselbe Weltwissen und auf dieselben Wörter, wie das schon bekannte Wissen.

Ich lese seit 40 Jahren Romane, wieso habe ich nie freiwillig zu einem Physikbuch gegriffen, wenn das so automatisch geschieht?

Das liegt wahrscheinlich daran, dass viele von uns irgendwann gelernt haben, Physik (oder irgendein anderes Fach) sei schwierig. Und das tragische an der Sache ist, dass es niemals irgendjemand in unserem Leben diese Fehlbildung korrigiert hat. Wahrscheinlich kam nie ein Freund vorbei und hat uns von Physik so vorgeschwärmt, oder es uns so gut erklärt, dass unser Selbstbewusstsein über das erste Fehllernen hinauswuchs.

Wenn ich aber alles lernen könnte, was ich wollte, was ist dann mit Talenten?

Die Talentforschung und die Intelligenzforschung ist mittlerweile so weit zu sagen, dass es Talent in dem Sinne, den wir kennen, nicht gibt. Es gibt gute Unterstützung, die Interessen nachhaltig erweckt. Genau darum geht es bei Unschooling.

Bedeutet Unschooling nur praktisches Lernen (learning by doing), oder nur erforschendes Lernen (exploratives Lernen)?

Nein auf keinen Fall. Unschooling bedeutet lernen, so wie es für einen selber gut ist. Da kann es sein, dass der eine Wiederholung-Und-Übung anwendet, der andere sich ans Entdecken hält, der Dritte liest einfach ein Buch nach dem anderen.

Werden alle Fächer auf dieselbe Weise erlernt?

Nein, hier bestimmt man auch wieder selber. Lernt man zum Beispiel gerne das eine durch Wiederholen, kann er etwas anderes durch Erforschen lernen und eine dritte Sache wieder ganz anders. Unschooling bedeutet auch die Suche nach den besten Lerntechniken für einen selber – und deren Weiterentwicklung – die sich mit der eigenen Weiterentwicklung verästelt.

Gibt es beim Unschooling überhaupt noch klassische Fächer?

Die Unterscheidung der klassischen Fächer war willkürlich und wird sich ein Stück weit auflösen. Dennoch ist sie mittlerweile kulturell verankert. Mathematik gehört bei uns mittlerweile zu den Naturwissenschaften und nicht mehr zu den Geisteswissenschaften. Dieser kulturellen Komponente wird man sich nur schwer entziehen können (z.B. Einordnung der Bücher in der Bibliothek) – dennoch wird man sich ein Stück weit über sie erheben können – und die Fächer werden sich mit wachsendem Verständnis auflösen.

Bei Physik kann ich ja die ersten paar Jahre noch mithelfen (Öl und Wasser zusammenschütten usw.), aber was passiert dann?

Beim Unschooling geht es nicht darum ein besserer Lehrer der Kinder zu sein. Es geht darum die Kinder mit der Welt vertraut zu machen, so dass sie auf eigenen Füßen stehen, entdecken und lernen können.

Schulbücher haben doch auch ihre Berechtigung, oder?

Es soll auch Unschooler geben, die Schulbücher benützen. Dennoch werden Schulbücher praktisch nie auf Verständnis hin getestet. Sie haben eine komplett andere Entstehungsgeschichte als Bücher.

Bei ihrer Entstehung stehen folgende Kriterien im Vordergrund:

  • Möglichst kosteneffiziente Lehrplanabdeckung
  • Volle Lehrplanabdeckung
  • Fehlerfreiheit

Lehrpläne ändern sich häufig, somit haben sie eine extrem kurze Halbwertszeit. Und die Fehlerfreiheit geht oft auf Kosten der Einfachheit.

Wenn ein Buch in engen Zeitrahmen an diesen Maßstäben entwickelt wird, so ist es meistens unattraktiv und wird nicht noch zusätzlich an Kindern auf Verständnis getestet – dieses ist ja auch nicht das Ziel.

Welche Rolle spielen Lehrer beim Unschooling?

Beim Unschooling sind Lehrer Ansprechpartner. Manche Unschooler wollen früher über bestimmte Themen diskutieren, manche Unschooler später.

Lehrer kann im Unschooling jeder sein, der ehrliches Interesse am Lernenden hat – man sollte nur von ungebetenen Bewertungen Abstand nehmen und sich mit der Sache ehrlich auseinandersetzen wollen. Und gleichberechtigt mit dem Lernenden.

Aber Fehler in Büchern sind doch schlimm – da lernen Kinder ja falsche Sachen, oder?

Das stimmt insofern der Lerner nicht das Gesamtbild verstehen. Beim Unschooling geht es aber darum, dass man eben versteht was man lernt – nur dann macht es ja auch Freude und ist sinnvoll (im Sinne des Wortes).

Versteht der Lerner das Gesamtbild jedoch, so wird er schnell kleine Fehler (z.B. Jahreszahlen in Geschichte, Formelfehler in Physik) selber korrigieren können. Zudem kommt es, dass der Lerner durch seine Interesse eine Tiefe erreicht, die es ihm zusätzlich leichter macht Fehler zu erkennen, sogar inhaltliche Fehler (z.B. falsche Untersuchungsanordnung), die ihm beim puren sinnlosen Lernen niemals auffallen würden.

Fehler neigen sogar dazu neue Frage aufzuwerfen und sind sogar Teil eines effektiven Lernens – und zusätzlich der Bildung von Medienkompetenz.

Ich höre immer nur Kinder, ich bin schon erwachsen will aber auch Unschooling machen, gibt es eine Altersgrenze?

Nein, jeder kann Unschooling machen. Allerdings gibt es eine Erschwernis. Erwachsene haben jahrzehntelang gelernt, was sie “können”. Dies wirkt wie ein unsichtbarer Zaun auf sie. Das muss man wieder verlernen und davon ausgehen, dass man alles können kann. Und je mehr sie können, desto mehr wird sie interessieren. Das ist die schwierigste Lektion.

Und die Lektionen, dass Fehler dieses Mal wirklich OK sind und dass Vergessen so zum Lernen gehört, wie Ausatmen zum Einatmen gehört.

Diese Phase des Lernens gehört zum Deschooling.

Dann wird Lernen und sich bilden wieder eine von Grund auf schöne Sache, für die wir Menschen gemacht wurden.

Wie definiert man einen erfolgreichen Unschooler?

Da gibt es bestimmt 1000 verschiedene Ideen. Für mich ist es jemand, der in eine Bibliothek geht und sich vor lauter Wissensdurst nicht entscheiden kann in welchem Stockwerk und an welchem Regal er zuerst anfangen soll.

33 Kommentare zu “Wie funktioniert Unschooling – FAQ

  1. Guten Abend…

    Meine Liebe, bei einem Satz dachte ich, ich lese nicht richtig:

    „Bedarf es nicht dennoch eines Lehrers um das Wissen aufzubereiten?

    Während Schulen eine begrenztes Angebot an Laienwissenschaftlern bieten, bieten Bücher die besten Lehrer, die man sich vorstellen kann. “

    Entschuldige, wenn ich lache, aber ich tu es auch, wenns das nicht wird….
    Ein Lehrer hat Staatsexamen. Das ist der höchste akademische Abschluss. Ein Lehrer hat genau genommen sogar zwei davon, einen fachlichen und einen pädagogischen. Wir studieren beim Staatsexamen länger als Diploma und sind mit dem Staatsexamen voll ausgebildete Wissenschaftler. Punkt. Laienwissenschaftler will ich nicht gelesen haben, ansonsten stimmt die von euch verwendete Literatur nicht (oder ihr habt ein falsches Bild vom Alltag an der Uni – Studenten hängen nicht nur rum, sondern haben Anwesenheitspflicht (im Lehramt, zu den anderen kann ichs nicht beurteilen, weil ich halt Lehramt studiere), schreiben Arbeiten und haben Praktika… Vorlesungsfreie Zeit ist nur unter Nichtstudenten als „Semesterferien“ verschrien, ich habe selten mehr als drei Wochen frei im Semester)

  2. Ich kann mich an eine Mathelehrerin erinnern, die so viele Fehler gemacht hat, dass wir sie verbessern mussten. Die manchmal lieber die ‚Guten‘ an die Tafel geschickt hat, damit sie’s vorrechnen. *lach*

    Frag mich, was die Staatsexamen da für eine Garantie geben, dass der Lehrer seinen SToff beherrscht. 😉

    (womit ich nicht alle Lehrer auf eine Stufe stellen möchte. Gewiss nicht! Wir hatten einige sehr kompetente Lehrer.
    Aber ich würde z.B. auch sagen, dass mein Englisch heute wesentlich besser ist, als das meines damaligen Englischlehrers – ganz ohne Staatsexamen. 😉

  3. Hmmm.

    „Während Schulen eine begrenztes Angebot an Laienwissenschaftlern bieten…“

    Dass könnte man so verstehen: Wenn jemand sich für Biologie im Sinne vom Gärtnern, dann bekommt er durchaus von nicht-Schul-Büchern möglicherweise doch eine umfassendere Vorstellung von Gärtnern als in der Biologie/Kern/Sachunterricht vorgeschriebene „Wir pflanzen ein Kartoffelbeet“… zumal das eigene Forschen in diesem Gebiet einem dann länger als diese Aktionsangebot der Schule begleitet, nämlich über den Hauptwachstumsphase bis hin zur Ernte im „nächsten“ Schuljahr (wo möglicherweise die Schule da gar nicht weiteranknüpft — also zur Ernte kommt — wegen andere Lehrer/Lehrplan… usw.).

    Das soll nicht heissen, dass diese Kartoffelaktion in der Schule „wissenschaftlich laienhaft“ (vom Inhalt oder Durchfuhrung) wäre in dem Augenblick, aber dadurch dass etwas angefangen, nicht weiter begleitet (z.B. mit der in der Wissenschaft wichtige Aufgabe des Beobachtens über eine längere Zeit gestreckt — hier wäre es die ganze Wachstumszeit), und nicht bis zum Endergebnis verfolgt… nun ja, dann wird aus eine sachlich richtige Kartoffel-in-die-Erde-bring-Schul-Unterrichtseinheit eine nicht wissenschaftliche Tätigkeit.

    Die Schule kann nur an der Oberfläche etliche Lehrinhalte ankratzen. Die Wissenschaft verweilt an gewisse Punkten und geht in die Tiefe, nimmt sich Zeit… (Auch die Schulwissenschaft nimmt nicht wirklich die Zeit, die sie braucht, um die Kindern an das Forschen, Beobachten wirklich heranzuziehen…)

    Hinzu kommt, dass diese „begrenztes Angebot an Laienwissenschaftlern“ eben nicht alles bieten kann, was ein gut ausgestatteter Bibliothek bieten kann… die Fülle an Lerninhalte ist unerschöpflich. Die Schule gibt uns aber ein sehr begrenztes Angebot an Lehrinhalte…

    Diese Analogie lässt sich doch auf so ziemlich jede Themengebiet anwenden. Die Schule ist begrenzt im Angebot, in der Zeit, in der Tiefe…

    Eithne, lernt ihr wissenschaftlich vorzugehen an der Uni? Ihr habt Zeit, Kinder zu beobachten, zu erkennen, wie sie lernen?

    Es ist eine Wissenschaft, eine Kartoffel in der Erde zu stecken und sein Wachstum zu manipulieren.

    Es ist aber auch eine Wissenschaft, erst zu sehen, wie eine Kartoffel von natur aus wächst (ohne Manipulation).

    So ist es auch mit Kindern. Man kann wissenschaftliche Ergebnisse zielen, wenn man alles kontrolliert und manipuliert (in seinem Lernumfeld), oder man kann auch eine Menge lernen, wenn man erstmal beobachtet, wie es von natur aus lernt.

    Aus welchen Grund fängt ein Wissenschaftler an, seine Umgebung zu kontrollieren? Was will er damit bezwecken? Was sind die Folgen einer Manipulation?

  4. …mein Beitrag ging jetzt etwas an der Wissenschaft vorbei…
    Aber ich empfinde es dennoch eher wie 1000sunny.
    In der Schule ist man auf einen Lehrer begrenzt, und abhängig davon, ob dieser sich Zeit nimmt, ob dieser kompetent ist, ob dieser in seinem Job aufgeht, etc.
    Außerhalb der Schule hat man die Wahl: entweder sich Menschen auszuwählen, die mit dem Lernenden das Thema bearbeiten können (Menschen, die sich Zeit nehmen können, Experten sind auf dem Gebiet, zu denen man ‚einen guten Draht‘ hat), durch die verschiedeste Literatur das Thema zu vertiefen, und vor allem auch sehr viel durch Praktisches zu lernen, und selbst zum Wissenschaftler zu werden.

    Wie Andrea schon schrieb, in der Schule ist alles begrenzt: zeitlich, personaltechnisch, sogar im Hinblick auf Literatur (meist arbeitet man ausschließlich im SChulbuch!).
    Ob Lehrer dabei Laienwissenschaftler oder Wissenschaftler sind, ist dann auch eher nebensächlich, wie ich finde.
    (Die wenigsten Lehrer aber sind absolute Experten in ihren Fächern – wie ich oben schon anführte.)

  5. @Eithne
    Die Bezeichnung Laienwissenschaftler ist mir im Nachhinein auch eher unsympathisch. Dennoch würde es mich interessieren, woher Du die Information nimmst, dass Lehramt der höchste akademische Abschluss ist und zum anderen, dass diese zum einen als fachliches Diplom und als pädagogisches Diplom gelten. Ich habe diese Behauptung nämlich schon öfter von Lehrern gehört aber noch nie etwas gefunden, das das bestätigt – für Quellen wäre ich sehr dankbar.

  6. Ein(e) Lehrer/Lehrerin macht diese Ausbildung, um einer Klassse von ungefähr 30 Kindern den Stoff beibringen zu können (was allerdings nicht unbedingt funktioniert). Autodidakten brauchen ausgebildete Pädagogen, die sich auf Klassenmanagement spezialieren, nicht. Wobei ich denke, daß Lehrer/Lehrerinnen nicht total redundant sind.

    Ich war auch Lehrerin, aber als meine Kinder anfingen, frei zu lernen, musste ich alles, was ich in meiner Ausbildung lernte, rauswerfen. Interessant ist, daß der Großteil der Autoren, die über Homeschooling/Unschooling schreiben selbst ehemalige Lehrer/Lehrerinnen sind: z.B, John Holt, John Taylor Gatto, Grace Llewellyn und David Guterson.

  7. Also, ich glaube, jetzt wird es doch Zeit, einige Lehramts-Fehlvorstellungen (oder soll man es Anmaßungen nennen?) zurechtzurücken. Ein Staatsexamen ist zwar ein Abschluss, aber es ist nur eine Prüfungsbezeichnung und im Gegensatz zu Diplom und Magister (und Master) kein akademischer Grad (wer´s nicht glaubt, kann hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Akademischer_Grad). Ein „Dr.“ ist ein höherer akademischer Grad als Diplom oder Magister und der höchste akademische Grad ist der Dr. habil. (http://de.wikipedia.org/wiki/Graduierung_(akademisch))
    Wie man auf die Idee kommen kann, ein Staatexamen sei der „höchste akademische Abschluss“ ist mir absolut schleierhaft.
    Den Besuch einiger Pädagogik-Seminare (und die Prüfung dazu) mit einem Vollzeit-Studium der Diplom-Pädagogik gleichzusetzen, ist vielleicht unter Lehrern üblich, aber keineswegs gerechtfertigt. Und Leute mit Staatsexamen sollen „voll ausgebildete Wissenschaftler“ sein? Auch das ist Wunschdenken, entspricht aber nicht der Realität. Punkt. Für Lehrämtler gibt es eigene Vorlesungen und das Niveau der Fortgeschrittenen-Vorlesungen von Diplom- bzw. Magister-Studiengängen erreichen sie nie und nimmer. Lehrer in Deutschland unterrichten in der Regel zwei Fächer, dazu kommt die Fachdidaktik, Refendariat etc. Das reine Studium der Unterrichtsfächer kann also schon aus Zeitgründen gar nicht so auführlich und „tiefschürfend“ sein wie bei bei den wissenschaftlichen Studiengängen, die mit Diplom oder Magister abschließen.

  8. Also, das Staatsexamen ist vor dem Promotionsstudiengang der höchste „Normalsterblichenabschluss“. Das heißt nicht, dass Diploma oder andere Abschlüsse falsch sind oder nichts wert, sie haben nur ein anderes Prozedere und sind uniabhängig. Fürs Staatsexamen hat man eine staatlich anerkannte Prüfung, die nicht uni-intern entwickelt wird, sondern an jeder Uni gestellt wird (deutschlandweit).
    Direkt Quellen kann ich nicht angeben, da müsste ich nochmal in die Bibo, um die Gesetzestexte durchzugehen, gehört habe ich es sowohl in den einzelnen Fachinstituten, als auch in der Pädagogischen Psychologie und der Schulpädagogik. Ich schreibe grade mehrere Belegarbeiten und habe aber für solche Dinge beileibe keine Zeit… Wenn ich innerhalb von 7 Wochen die drei (wissenschaftlich fundierten) Arbeiten fertig hab, atme ich erstmal auf…

    Ehrlich gesagt kratzt die Wissenschaft in der Lehre oft auch nur an der Oberfläche, weil das, was heute Weltwissen ist, zu viel ist, als das ein einziger Mensch alles beherrschen könnte. Universalgenies durch ein Studium von 5 oder mehr Gebieten (Medizin, Philosophie, Jura etc) kann es kaum noch geben, weil sich dieses Wissen in manchen Gebieten innerhalb von 10 Jahren verdoppelt, in der Medizin manchmal sogar innerhalb von 4 Jahren. Das geht einfach über die Kapazitäten hinaus. Die Frage ist, ob man für sich selbst den Anspruch erheben kann (physisch beispielsweise), zu behaupten, mehr zu können als Menschen, die darin ausgebildet sind. Wir sind alle zu subjektiv, um das selbst beurteilen zu können. Natürlich ist man in manchen Bereichen besser, aber in anderen sicher auch schlechter oder unwissender. Die meisten Wissenschaftler sind auf ihrem Gebiet eine Koriphäe, würde man sie nur ein Teilfachgebiet weiter prüfen, würden sie evtl auch genauso durchfallen, wie andere auch. Das ist auch Fachidiotie…

    Wie man die Ausbildung zum Lehrer (beispielsweise) am ENde nutzt oder wie man sein Studium nutzt, ist individuell verschieden. Pauschalisiert bitte nicht mit „Ich hatte aber einen schlechten Lehrer“. Was guter Unterricht ist, lässt sich nicht einfach sagen. Da zählt so vieles rein…

  9. Stimmt. 🙂 Gut oder schlecht ist sehr relativ und hat viele Askepte.
    Ich hatte viele Lehrer, von denen ich erst jetzt im Nachhinein aus der Erwachsenenperspektive verstehe (und schätzen kann), wieso sie dies oder jenes so oder so gemacht haben.

    Dein mittlerer Absatz ist eigentlich ein flammendes Plädoyer FÜR das Lernen ohne Schule – denn, zumindest nach allem, was ich hier in den Schulen bisher gesehen habe, im Unterricht lernt man nach wie vor in der Regel nicht, wie man sich beliebiges Wissen aneignet und Spaß daran hat, sondern es wird immer noch ein vom Lehrer vorgegebenes Wissenspensum zwangsgefüttert. Und wehe, man ist dabei auch noch einen Hauch schneller oder langsamer als der Durchschnitt oder der Plan des Lehrers…

  10. @Eithne
    Aha, jetzt ist das Staatsexamen nur noch der „höchste Normalsterblichenabschluss“ (wer promoviert, ist also nicht normal sterblich -Danke! *kicher*).
    Was soll denn diese Wichtigtuerei – und das bei jemand, der noch studiert und den Abschluss noch nicht einmal hat? Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen (mein voriger Kommentar ist aber anscheinend noch nicht freigeschaltet, wohl wegen der Links?): Diplom und Magister sind im Gegensatz zum Staatsexamen (das nur eine Prüfungsbezeichnung ist) akademische Grade und berechtigen selbstverständlich zur Promotion. Das Staatsexamen ist nicht DER höchste Abschluss, sondern nur einer davon und ob es wirklich so viel „wert“ ist wie Diplom/Magister, darüber kann man streiten. Das steht sicher nicht in irgendwelchen Gesetzestexten.
    Und was veraltetes Wissen betrifft: Bildet sich die Mehrheit der Lehrer denn regelmäßig fachlich fort? Den Eindruck habe ich ganz und gar nicht. Und die in der Regel von Lehrern geschriebenen Schulbücher, an denen die meisten Lehrer ihren Unterricht entlanghangeln, sind selten von bester Qualität; es gab darüber sogar mal eine Untersuchung von „Stiftung Warentest“.

  11. Ich kann das schon verstehen, dass viele Lehramtler so denken. Ich bin überzeugt, dass irgendjemand ihnen das erzählt.
    Hier sollten wir auch nicht mit unsere Promotionen angeben 🙂 – sondern einfach aufklären.
    Ich glaube es ist auch ein Schock zu erfahren, welche Rolle man als Lehrer dann später in der Gesellschaft spielt. Es ist so wie das Nehmen der roten Pille bei Matrix.
    Ich finde das Lehramtsstudium einen ziemlichen Betrug an den Studenten. Soviel ich weiß kann man damit fast überhaupt nicht in die Wirtschaft wechseln. So ist man gefangen – und darf nicht einmal streiken.
    Es gibt schon eine ewig lange Diskussion über Ausbildung von Lehrern. Das Problem ist wie stark gewichtet man den Unterricht und wie stark das fachliche Wissen. Es gibt sogar Stimmen, die das fachliche auf 10 % runterfahren wollen und nur noch „Unterricht halten“. Das alles wird auf dem Rücken der studierenden „Lehramtler“ ausgetragen. Hier sehe ich wieder einen Punkt für eine Allianz mit Lehrern, dass diese in Zukunft ein Diplom machen mit Aufbau Pädagogik. Das dauert zwar etwas länger und kostet etwas mehr, aber dafür steigt das Ansehen in der Bevölkerung.

  12. Ist das Ansehen von Lehrern denn schlecht? Ist mir bisher nicht aufgefallen – keine meine Lehrerinnen-Freundinnen und Lehrer-Freunde (und ich habe derer so einige) hat, soweit ich weiß, je Gemecker bekommen, wenn sie sagten, was sie beruflich machen… Gibt es da Studien drüber? 😀 Wissenschaftliche am besten? 😉

  13. Ich merke gerade was. Ich habe ein Unschooling FAQ geschrieben und sofort sind wir wieder bei der Schule gelandet. Es kann uns doch total egal sein, wie und was die Schule macht. Unschooler müssen lernen – und zuerst ich – dass ich meine Energie und Kraft bündele.
    Ich werde einfach das Wort oben ersetzen mit einem anderen Wort. Wer hat einen Vorschlag, was die Situation des Lehrers besser beschreibt als „Laienwissenschaftler“ – das mir eh unsympathisch ist, da ich denke, dass jeder Mensch ein Wissenschaftler sein kann – egal ob staatliche Zettel oder nicht.

  14. Da ich bisher ohne persönliche Beleidigungen ausgekommen bin und ich von eurer Seite zum wiederholten Male stark den Eindruck vermittelt bekam, kritische STimmen sind unerwünscht, halte ich es für besser, die Promovierten weiter in ihrem eigenen Saft schwimmen zu lassen. Eure hier angebrachten Quellen sind in einer wissenschaftlichen Diskussion nicht einmal zitierfähig.
    Über mich wisst ihr nur, dass ich studiere – Semester, Studiengang, 1. oder 2. Staatsexamen, wieviele Studien, das wisst ihr alles nicht. Aber ich bin anmaßend ?

    Zwei Dinge:
    Ich empfehle, sich einmal mit den heute herrschenden Abschlüssen auseinanderzusetzen, insbesondere damit, welche Abschlüsse auslaufend sind und seit Jahren schon nicht mehr begonnen werden.
    Zum anderen schlage ich vor, sich mal eine deutsche Grammatik vorzunehmen – und mal auf Kasi von Nomen und Adjektiven zu schauen….

  15. (If the remark about German grammar was made due to my comment, I do write much better in English… please excuse meine Grammatik, ich bin nicht Deutscher.)

    Eithne, studierst Du auf Lehramt?

    Wenn ja, hat man da die Möglichkeit, Kinder zu beobachten und wissenschaftliche Studien über ihr Lernen zu erfassen? Darf ich annehmen, dass Lehrämtler heute Kinder beobachten, wie sie intrinsich lernen? Also nicht (zwingend) einen Lehrplan folgend (also des Lehrplan Willens), sondern ihre eigenen Interessen folgend? (So vielleicht wie M. Montessori es tat?)

    Ich war Tutorin eine Zeitlang an der Uni-Frankfurt (das ist eine lange Zeit her) für Lehrämltler mit dem Fach Englsich… was ich da verstanden habe vom Lehramt war nicht sehr ermutigend, allerdings hat sich das Ganze bestimmt verändert, darum habe ich mittlerweile wirklich keine Ahnung.

  16. @life42
    Danke, ich hab es jetzt korrigiert und komme komplett ohne aus. Ich lasse einfach den Vergleich weg und ich hoffe alle sind glücklich.

    @Eithne
    Ist der Vorwurf mit den kritischen Stimmen in diesem Falle immer noch gerechtfertigt. Ich habe schon im ersten Kommentar geschrieben, dass ich das Laienwissenschaftler entfernen werde. Ich kann den Vorwurf nicht mehr nachvollziehen. Auch wenn kritische Stimmen auch wieder Kritik hervorrufen können, so hat doch der Grundgedanke Einzug in den Text gefunden, oder?

  17. @eithne
    Ich habe das Gefühl, daß die Reaktionen, die du so beleidigend findest, eher auf deinen Ton zurückgehen:
    „Entschuldige, wenn ich lache, aber ich tu es auch, wenns das nicht wird….
    Ein Lehrer hat Staatsexamen. Das ist der höchste akademische Abschluss.“

    Allerdings, wie man in meiner Sprache sagt, „two wrongs don’t make a right“ und ich denke, wir sollten alle auf unseren eigenen Ton aufpassen. Ich habe versucht, dich sachlich zu beantworten, auch wenn ich dich vielleicht mißverstanden habe (Deutsch ist nicht meine Muttersprache und ich dachte erst, du meintest, daß du keine Sachbücher liest und diese Autoren, die 1000Sunny in der Posting nannte, gar nicht finden konntest.) Sieht ihr, daß, auch wenn man Deutsch als Muttersprache hat, ist es total möglich, daß einige Leute etwas ganz anders in unseren Aussagen lesen, als das, was wir meinten. Und das machst du auch hier, denke ich. Kritik ist sehr erwünscht, aber man reagiert auf das, was man als Anmaßung empfindet. Und ich stimme 100% zu – Wikipedia wäre in keiner akademischen Arbeit zitierfähig, aber das hier ist keine akademische Arbeit, sondern eine Diskussion.

  18. @scatty
    „Wikipedia wäre in keiner akademischen Arbeit zitierfähig, aber das hier ist keine akademische Arbeit, sondern eine Diskussion.“ Genau so ist es! Und die Wikipedia-Links sind zum schnellen Nachschlagen gedacht und keineswegs als „wissenschaftliche Quellen“.
    @1000sunny (Kommentar Nr. 15)
    Aber das war doch klar, dass die Diskussion wieder bei der Institution, deren Name nicht genannt werden soll, landet 😉
    @Eithne
    Die überalterte Lehrerschaft an den Schulen hierzulande hat keine neuen Abschlüsse und du selbst hast in deinem ersten Kommentar von Staatsexamen und „Diploma“ geschrieben.
    Und zur Erinnerung: In 1000sunnys Blog geht es um Unschooling, nicht um korrekte Grammatik.
    Und kritische Stimmen sind gewiss nicht unerwünscht, müssen aber ihrerseits genauso mit Kritik und „Gegenwind“ rechnen.

  19. Zu Wikipedia – ich hatte mal ein Seminar an der Oxford University, da wurde Wikipedia in den Essays akzeptiert.
    Ich glaube das ganze „Wikipedia ist aber kein Lexikon“ ist ein deutsches Phänomen – Deutschland scheint nur das lesen zu wollen, wo ein offizieller hochstaatlicher Stempel drauf steht, dass da nichts als die reine Wahrheit drinnen steht.
    Witzigerweise bespreche ich diesen Punkt in der fraglichen FAQ unter dem Punkt:
    Aber Fehler in Büchern sind doch schlimm – da lernen Kinder ja falsche Sachen, oder?

  20. @1000sunny
    Die Artikel in Wikipedia stützen sich in der Regel auch auf Quellen und werden unter den Verfassern oft ausführlich diskutiert. Das ist sicher zuverlässiger als manches Geschwätz in Fachinstituten und Seminaren.

  21. Ich bin Wikipedia fan…

    Zumindest im englischen Wikipedia gibt es eine sehr rigurose Korrektursystem das mit „Wiedersprechen“, „Feilen“ und „Korrigieren“ umfasst werden kann.

    Wenn Fehler aufgedeckt werden (und das passiert bei jede Enzyklopädie, ob digital oder nicht), können die Wikipediafehler sofort korrigier bzw. diskutiert werden.

    Beim Druckmedien kommt die Korrektur frühstens mit der nächste Auflage (wenn es das schafft bis dahin durch die diversen „Experten-gremien“ zur Debatte überhaupt zu kommen…).

    Hinzu kommt, dass ich als Lernende wirklich aufgeschmissen bin, wenn ich mich auf Druckmedien beschränken muss: Was, wenn meine lokale Bibliothek nicht jedes Jahr das neueste Enzyklopädie anschafft? Und woher soll ich wissen, ob das, was ich lese, noch aktuell/korrekt ist?

    Bei Wikipedia gibt es immer die Möglichkeit, zu jede Artikel die Diskussionen im Hintergrund mitzulesen (und gegebenenfalls mit zu diskutieren).

    Es bleibt dennoch: genauso wie ich mein Magisterarbeit nicht auf Enzyklopädieneinträge stützen darf, so kann ich es ebenfalls nicht auf Wikipediaquellen…

    Wikipedia ist in meinen Augen genau so wertvoll sowie berechtigt wie der Wahrig oder Duden.

    (sorry, das ist wohl wieder off-topic)

  22. Ich bin auch Wikipedia Fan. Der hat mehr für die breite Zugänglichkeit von Wissen in ein paar Jahren getan als der Brockhaus in seinen Jahrhunderten (1805 nachgeschaut in Wikipedia).
    Mir ist Wikipedia schon sogar ein bisschen zu konservativ 🙂
    Die Promotionshilfe, die ich gelesen habe wies ausdrücklich auf das Internet als Quelle hin. Man musste nur ein bisschen ausführlicher zitieren (Datum und Version zusätzlich).
    Beim Lesen von Wikipedia-Artikeln (und auch allen anderen) sollte man generell aber mitdenken. Die Diskussionsseite ist hier eine Hilfe, für mich heißt sie: Je Länger die Diskussion desto umstrittener der Begriff. Und in der ganzen gedanklichen Welt geht es doch beim Menschen um Begriffe und deren Bildung und deren Definitionshoheit. Ich checke zusätzlich immer in anderen Sprachen gegen (kann man ja mit einem Klick bei Wikipedia 🙂 ).

  23. Du schreibst:

    Die Diskussionsseite ist hier eine Hilfe, für mich heißt sie: Je Länger die Diskussion desto umstrittener der Begriff.

    Bezieht sich das auf Wikipedia?

    Wenn ja, da würde ich dennoch (evtl.=abhängig von der Art des Diskurses) eine andere Schlussfolgerung ziehen. Nämlich, dass die Inhalte sehr scharf geschliffen wurden bzw. die „Experte“ darum gerungen haben, die Sachlage möglichst genau/gerecht zu umschreiben.

  24. @Andy Goode Life
    Dein Beitrag ist gar nicht off-topic, im Gegenteil. Denn er kann uns wieder zum eigentlichen Thema „Wie funktioniert Unschooling?“ zurückbringen. Wikipedia kann doch sehr gut als Ressource für Unschooling genutzt werden. Man hat eine Frage, also kann man schnell bei Wikipedia nachschauen, welche Infos es dort dazu gibt. Je nachdem, wie ausführlich der Wikipedia-Artikel ist oder wie „tief“ man in ein Thema einsteigen will, kann man dann noch weitere Infos im Internet suchen oder Bücher lesen etc. etc.

  25. Das stimmt, konradmama, denn ebenso, wie man Wikipedia „oberflächlich“ (also rein auf der oberste „Layer“–da, wo die Beiträge gepostet sind) bedienen kann, so kann man auch bei Wikipedia „tiefer“ tauchen und die Diskussionen im Hintergrund verfolgen: da bietet sich ein wunderbarer Transparenz über ein Thema und man sieht, wie einfach oder schwer man sich tut, ein Sachgebiet zu definieren.

    Und genau diese Freiheit, Dinge auf den Grund zu gehen und die Oberfläche zu durchbrechen, ist es, was Unschooler sich nehmen…

  26. Ach auf eine Aussage würde ich noch gerne einmal extra eingehen.
    Ich glaube schon, dass es möglich ist heute ein „Universalgenie“ zu werden.

  27. KANN unschooling nicht auch heißen: ich bleib auf dem sofe vor dem fernseher sitzen – oder vor dem pc, mein kind ist nebenan vor einem andren fernseher geparkt. wenn ich weil das kind nicht in die schule muss, es nicht anziehen und hinbringen muss, ist mir eine große last genommen. bücher und zeitschriften haben wir nicht, unsre interessen – außer fernsehen und pc – sind sehr eingeschränkt, freunde und verwandte kommen nicht.
    wie sieht in solchen familien das unschooling aus???? das frage ich sehr neugierig und ohne jede provokation.

  28. …generell teile ich ja Deine Meinung, 1000sunny. Dennoch…in meiner eigenen FAmilie ist so ein Fall. Der Junge wurde total vernachlässigt und ist dadurch Entwicklungsverzögert. (er hatte – und hat noch ein bisschen – einen schlimmen Sprachfehler, und war körperlich 2 Jahre hinterher)
    Er wurde als Kleinkind vor dem Fernseher bzw. in seinem Laufstall geparkt, und Mama und Papa saßen den ganzen Tag vorm PC.
    Sie sind nicht mit ihm rausgegangen, und nichts, es wurde um ihn herum geraucht ohne Ende, und vernüftiges Essen gab’s auch nicht.
    In dem Fall war es gut, dass von außen eingegriffen wurde. Nur: Unschooling würde in der FAmilie ganz bestimmt nicht funktionieren. Leider.

    Aber ich nehme auch einfach mal an, dass sie das auch nicht wollen würden. Ständig das Kind zu Hause zu haben wäre denen unglaublich lästig. 😉

  29. @Isla
    Da stimme ich Dir zu. In der FAQ steht ja deswegen unter diesen beiden Punkten:

    Wichtig für Unschooling ist eigentlich nur, dass man sich für die Bildung seiner Kinder interessiert – dies ist unabkömmlich bis die Kinder einen soliden Grundstock erreicht haben, von dem sie aus weiter arbeiten können.

    Und an der zweiten Stelle in der FAQ:
    Ich bin solchen Eltern bis jetzt noch nie begegnet. Bis jetzt sind mir nur Fälle begegnet, in denen Eltern damals selbst Bildungsverlierer waren und ihre Schande nicht noch einmal durchmachen wollten – und besonders nicht vor den Augen ihrer Kinder. Menschen ziehen sich dann oft zurück und man schiebt es von außen schnell auf Desinteresse am Kind.

    Wenn es solche Eltern wirklich gibt, dann stellt sich für uns eher die Frage, wie kann ich diesem Kind Unschooling trotzdem ermöglichen? Hier gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Ein spezielle Vorbereitung für das Kind, ein Startpaket (mit Leselernspielen, Büchern, Bibliothekswegweiser), zeitweise oder dauernde Unschooling-Gastfamilie statt Schulbesuch, eine kostenlose Unschooling-Hotline.

    Zusätzlich fände ich es gut, wenn die U-Untersuchungen häufiger stattfinden würden. Die greifen nicht in den Lebensalltag ein. Dennoch sollte hier nur eine Untersuchung stattfinden.

Hinterlasse einen Kommentar