Unschooling – erste Auswirkungen

Seit 2 Tagen können wir die ersten akademischen Blüten bei Chopper beobachten.

Er zieht von alleine ganz erstaunliche Schlüsse und korrigiert sich dann selber.

Heute beim Essen hat er spontan angefangen, dass er Rutschen in sich hat.

Die erste Rutsche vom Mund in den Magen – da rutscht das Essen runter.

Die zweite Rutsche vom Magen zum Popo – da rutscht der „Fisch“ runter (Namis Spezialkreation).

Die dritte Rutsche vom Popo in die Toilette – ah nein. Da fällt das eher und rutscht nicht. Ich habe einen Fehler gemacht.

Dann haben wir noch darüber gesprochen, was passiert, wenn man auf dem Kopf steht und die Mummy1000Sunny hat fest behauptet, bei ihr gehe das Essen dann nicht in den Bauch, sondern in die Nase. Chopper meinte es rutsche ins Gehirn. Ich war für die Peristaltik und führte das sogar vor.

Am Ende fasste Chopper zusammen, dass er 4 Fehler gemacht hatte.

Darwin versus Kreationismus

Wir alle kennen den aktuellen Kampf gegen die Kirche und gegen die Metaphysik im Allgemeinen.

Die Schule erlebt das in der Kreuz-Frage und in der Pro-Reli-Diskussion.

Vor bald 150 Jahren hat Charles Darwin seine Theorie sehr ausführlich dargelegt – leider war Darwin gesundheitlich sehr angeschlagen und so kam Darwin’s Bulldogge Thomas Huxley um diese neuen Theorien öffentlich zu verteidigen. Er machte dieses mit Witz und Intelligenz.

Heutzutage erlebt der Kreationismus (also Gott schuf die Erde und den Menschen) bei vielen Menschen eine Renaissance. In Deutschland fühlen sich die Menschen dadurch bedroht. Auch in den USA werden Forscher von Universitäten ausgeschlossen und Professoren gefeuert. In Deutschland geht man viel weiter, man nimmt Eltern, die sich für den Kreationismus aussprechen die Kinder weg. Darwin zu glauben ist Bestandteil vom Kindeswohl.

In den USA geht man nicht so weit. Man integriert sogar diese Menschen wieder und überlegt inwieweit man den Kreationismus in den Lehrplan aufnehmen könnte. Und es gibt auch wieder witzige und intelligente Antworten, wie zum Beispiel die Bewegung der Pastafaris. Das sind Leute, die an das FSM (Fliegendes Spagetthi Monster) glauben und das Schmelzen der Polarkappen mit dem Aussterben von Piraten korrelieren. Autor ist Bobby Henderson ein US-amerikanischer Physiker, der die Existenz des Nudel-Gottes nach allen Regeln der Kunst “wissenschaftlich” herleitet. Dabei vergisst er nicht das Amen durch Ramen (ein Nudelgericht) zu ersetzen. In einem offenen Brief fordert er die Schulbehörde zur Aufnahme der Lehre in die offiziellen Lehrpläne auf.

Doch hier will uns der Staat vor einer Bedrohung schützen. Der Bedrohung, dass man als Kind nicht von Darwins Theorie erfährt. So sehr ich mich auch bemühe gute Gründe zu finden, wo hier die Kindeswohlgefährdung ist, so schwer tue ich mich sie zu finden.

Vor was will der Staat die Kinder da eigentlich retten. Vor was wollen die besorgten Bürger die Kinder retten. Ich denke es geht um die Fähigkeit zur Unterscheidung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft. Auch Kutschera gibt dieses als einzigen Grund an. Es scheint um die Aufklärung an sich zu gehen. Das gutbürgerliche Ideal ein Mensch der Aufklärung zu sein.

Leider endet das nur in Symbolpolitik. Keiner hat sich mit Darwin ernsthaft befasst. Keiner weiß, dass 1859 der Start einer langen Forschungsreise war und nicht schon ihr Ende. Keiner weiß, wie er wissenschaftliche Arbeiten von unwissenschaftlichen unterscheidet. So wie heute Wissenschaft gelehrt wird, so ist sie mehr zu einem Ritual als zu einem Zweck geworden. Kritikern wird nicht mehr intelligent begegnet. Zweifel werden nicht ernst genommen.

Kurzum man begegnet sich heutzutage nicht mehr im Sinne der Aufklärung, sondern im Sinne der gezielten Fehlinformation im Gegensatz zur staatlichen Halbinformation. Die Pädagogik hat sich interessanterweise Unwissenschaftlichkeit zum legitimen Mittel erklärt.Produkt-Information

So kann man in dem Buch “Einführung in die Pädagogik lesen”, dass folgende Mittel zur Pädagogik in Schulen gehören:

  • Verkürzung – nur ein Teil der Informationen werden gebracht.
  • Aus Beispielen schließen – Wie man von Einzelfällen auf allgemeingültige Regeln kommt

Natürlich steht die Regierung unter Zeitdruck, da sie jedem Kind einen Überblick über die ganze Welt geben will und die entwickelt anscheinend jeden Tag neue Erkenntnisse. Leider kommt sie nicht darauf, dass man nicht mehr alles vermitteln kann (was sie eh nicht macht) – sondern sie gibt anstelle dessen die Ideale der Aufklärung auf. Sie versucht den Stoff als Fakten zu repräsentieren und verspricht, wer den staatlichen Abschluss hat kann überall mitreden.

Daraus entsteht eine Kultur von Halbwissern. Halbwisser sind leider noch gefährlicher als Nichtswisser. Die letzteren Wissen nämlich, dass sie nichts wissen, die ersteren verfälschen in ihrer Fantasie die Theorien zu neuen Theorien. Aus der Evolution wird der Sozialdarwinismus.

Aber was bleibt uns anstelle dessen? Wie können wir anfangen wieder vernünftig zu werden. Ich denke, wir sollten nicht anfangen andere Menschen, wegen ihren “falschen Theorien” zu zerreißen. Wir sollten sie nicht verspotten und wir sollten sie auf keinen Fall verbieten. Das einzige Mittel die Aufklärung voranzutreiben ist mit Aufklärung. Das fällt schwer – besonders uns, die wir doch so gewohnt sind alles zwischenmenschliche den Gesetzen zu überlassen. Wir haben sogar einen Vertrag mit unseren unmündigen Kindern, dass sie einmal unsere Renten zahlen und unsere Staatsverschuldung übernehmen (Generationenvertrag).

Und deswegen müssen wir eigentlich nur eine Sache wirklich lernen. Offen und mit Interesse auf den Anderen zugehen. Eine offene Diskussion ermöglichen, dadurch, dass wir jedem die Möglichkeit geben sein Gesicht zu behalten. Nicht immer unterscheiden zwischen Falsch und Richtig, sondern auch bei den “Falschen” Gedanken untersuchen, wie so eine Idee zu Stande kommen kann (auf diesem Weg ist schon großartige Literatur entstanden) und vielleicht auch ein bisschen mehr Fantasie. Vielleicht liegt man ja selber falsch und der andere darf auch mal bei seinen Zweifeln bleiben.

Auf keinen Fall aber darf eine andere Weltanschauung der Eltern eine Kindswohlgefährdung sein, das wäre die schlimmste Regierungsform, die es gibt.

Wir müssen Neugierig sein und unsere Vorurteile entlarven. Darwins Bulldogge sagte nach einem öffentlichen Streitgespräch über die Evolution, auf die Frage, ob er wirklich glaube, dass er von Affen großmütterlicherseits oder großväterlicherseits abstamme: “Ich würde lieber von Affen abstammen, als von einem kultivierten Mann, der das Geschenk seiner Kultur und seiner Redekunst in den Dienst von Vorurteilen und Falschheit stellt”.