Die Finanzkrise und das Schreien der Lämmer

Langsam merken wir es. Die Finanzkrise ist da. Uns persönlich hat sie schon vernichtet und wir sind schon drüber hinweg – heute ist der Elterngeldbescheid gekommen und wir sind aus dem Schneider.

Dennoch der Nachbar hat letzte Woche sein Motorrad zum Waschen gebracht – damit er es besser verkaufen kann. Auch in der nächsten Straße ist auf einmal ein Verkaufsschild in einem Auto. Nächsten Monat läuft die Abwrackprämie aus. Infineon ist ganz in der Nähe und wir werden sehen.

Auf vielen politischen Blogs ist zur Zeit viel über Wut und Frustration zu lesen. Das Leben wird teurer werden, die Inflation ohne Lohnausgleich geht ja schon über Jahre von statten. Ich habe seit 2001 keine Stundensätze erhöht. Ich habe aus Überbelastung aufgehört zu arbeiten. Heute würde ich auch nicht mehr anfangen. Es lohnt sich nicht mehr, wenn es keinen Spaß macht. Und ich bin wäge sehr genau ab, ob ich nicht lieber die Zeit mit meinen Kindern verbringen. Die Steuern werden erhöht werden. Die Inflation wird stärker steigen. Die Kreditvergabe zum Erwerb echten Eigentums wird weiter erschwert.

Das Schlimmste wäre, wenn es jetzt einfach so weitergeht. Wenn jetzt keine Währungsreform kommt. Wenn jetzt keine Hyperinflation uns von verlogenen Warenkörben befreit. Wenn weiter stetig immer mehr Kaufkraft abgeschöpft wird. Und wir weiter stetig mehr arbeiten müssen um den gleichen Lebensstandard zu halten. Wenn wir weiter langsam ausgepresst werden, wie eine Zitrone. Aber nie so schnell und so stark, dass es genug weh tut. Dass wir den Druck von außen spüren – von da wo er herkommt. Das schlimmste wäre, wenn es einfach so weitergeht und wir weiter diesen ganzen steigenden Druck mit Selbsterwartungen und Selbstzwängen begegnen. Wenn wir die Fehler weiter bei uns selber suchen und über das System nur meckern.

Die Chancen dafür, dass es so weitergeht wie bisher sind sehr gut. Und dass unsere Kinder in einem System des Überflusses selbst nur noch Sklaven sein werden, frei von Selbstbestimmung. Dafür sind die Chancen auch sehr gut. Wir haben es einfach nie gelernt aufzustehen und „Nein“ zu sagen. Wir haben gelernt zu schummeln und uns gegenseitig einen Vorteil abzuringen. „Wenn nicht alle gewinnen können, dann wenigstens Ich. Und wenn ich es nicht schaffe, dann liegt die Schuld nur bei mir.“ Das ist es was wir gelernt haben, und mit diesem Wissen kann man uns gemütlich und genüsslich gegen die Wand fahren. Wir werden motzen. Wir werden vielleicht sogar schreien. Aber aufstehen. Nein. Denn der Fehler, so haben wir gelernt, der liegt nur bei uns selber.

Uns so sagt der Protestforscher Roland Roth über die Deutschen:

Wir haben eine Kultur der Selbstzurechnung. Das lernen wir schon in der Schule: Jeder muss sich den gleichen Aufgaben stellen. Wer sie nicht meistert, ist automatisch ein Versager. Diesen fatalen Mechanismus müssen wir überwinden. Dafür braucht es tatsächlich den sozialen Protest, mit dem andere scheinheilig drohen.

Doch es gibt auch eine Form des Protests, den wir alle machen können. Wir können mehr Zeit mit unseren Kindern genießen. Das Geld, das wir über Bedarf verdienen ist in ein paar Jahren nur noch die Hälfte wert – selbst bei normaler Entwicklung des Warenkorbs. Jede Minute, die wir in aktiv und mit Freude mit unseren Kindern genießen ist in ein paar Jahren das tausendfache Wert.

Tag 3 – Ten Days

Chopper und Nami fangen an immer stärker und länger miteinander zu spielen. Früher war das nur sporadisch. Aber mittlerweile steigen sie so tief ein und verhandeln über die Spiele so genau, dass es eine Freude ist ihnen zuzuhören. Auch wenn sie aufwachen, dann wechseln sie erst einmal ein paar Worte. Oder wenn der andere nicht da ist, dann fragen sie erst mal nach ihm.

Wir haben die letzten Jahre versucht so wenig den Richter, wie möglich zu spielen. Und sind wirklich nur im äussersten Notfall dazwischen gegangen. Dafür haben wir den beiden immer wieder erklärt, wie sie sich untereinander gut einigen können und Lösungen finden können. Wichtigste Vorrausetzung: „Miteinander reden und dem anderen zuhören“

Mittlerweile scheinen sie das gelernt zu haben und jetzt ernten wir die Früchte. Wir haben Kinder, die sich auch mal 2 Stunden und länger miteinander beschäftigen können – und sich gegenseitig unterstützen und helfen. Und das den ganzen Tag 🙂

Einmal sind sie heute richtig in Streit miteinander geraten. Es ging darum, dass Nami nicht so viel Wasser beim Hände waschen verschwenden sollte. Und Chopper wollte es ihr immer wieder ausschalten. Sie sind oft sehr laut geworden und haben auch abwechselnd zu weinen angefangen. Doch immer wieder haben sie sich sehr schnell beruhigt und das Gespräch wieder angefangen. Als ich gemerkt habe, dass sie es alleine aber trotz aller Bemühungen nicht schaffen bin ich hingegangen und habe beiden geholfen, dass sie ihren Konflikt lösen konnten und in Zukunft noch ein paar Strategien mehr haben.

FAQ zu Unschooling

Diese FAQ erhebt keinen Anspruch darauf, dass alle Punkte für alle Unschooler überall auf der Welt in gleichem Maße gelten. Zudem gelten viele der positiven Aspekte auch für das Homeschooling.

Was ist Unschooling?

Unschooling ist eine Bildungsart, in welcher der Lernende Ziele, Geschwindigkeit, Ort und Methoden selbst bestimmt. Und insbesondere mit wem wann wo.

Was Ziele und Ort dürfen die Kinder bestimmen? Ich dachte Unschooler isolieren ihre Kinder und setzen sie einer Gehirnwäsche aus!

Das sind die von den Mainstream-Medien gängigen Vorurteile. Hier verletzen die Reporter klar ihren journalistischen Kodex und demonstrieren einmal mehr ihre Inkompetenz in einer Demokratie die aufklärerische Rolle zu übernehmen. Sie wiederholen nur reflexartig Vorurteile, die niemals in der Geschichte des Unschoolings und Deschoolings zutrafen – die hingegen aus den Anfängen des Homeschoolings entstanden sind.

Dennoch entspricht das auch nicht dem Homeschooling – sondern das Isolieren von Menschen (egal ob Kinder oder Erwachsene) und das Aussetzen einer Gehirnwäsche ist eine Straftat, die die Regierung mit rechtsstaatlichen Mitteln verfolgen muss. Wenn sie dies nicht tut, dann macht sie sich selbst strafbar. Wenn sie noch weitergeht und die Opfer zu einem Feldzug gegen Bildung von Unten instrumentalisiert, dann ist das doppelt schlimm.

Unschooling ist nur ideologisch, dogmatisches und verblendetes Gefasel, oder?

Es geht darum die beste Lösung für seine Kinder zu finden. Es wäre also nur dogmatisch diese Option von vornherein auszuschließen und sich Denken nur solange zu erlauben, wie es im Rahmen eines Schulgebäudes stattfindet.

Die Idee, dass Schule alleiniges Bildungsrecht für alle Kinder innehat ist auf ihrer Seite selbst eine Ideologie. Und durch den Zwang und das Verbot von schulfreien Möglichkeiten sollte so eine Ideologie an sich Widerstand auf allen Ebenen hervorrufen.

Unschooling hast Du Dir doch bestimmt gerade ausgedacht!

Frühe Quellen sind Wilhelm Humboldt in seiner “Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen” – auch andere Pädagogen sprachen sich für das Eingreifen des Staates dort aus, wo die Familie versage – nicht vorher.
Alexander und Wilhelm Humboldt – zwei Homeschooler – sitzen mit Goethe und Schiller zusammen
Kritik an der Idee <Schule> äußerte zuerst Paul Goodman in “Growing up absurd” (1960) – seine Eltern vernachlässigten ihn und er durchstreifte die Bibliotheken der Stadt und schaffte es dennoch nach seiner Promotion einen Lehrauftrag zu erhalten (Konzept der erzieherischen Stadt und Stadtplanung). Paul Goodman entwickelte das Konzept der erzieherischen Stadt und eine damit einhergehende menschenfreundliche Stadtplanung.
Zeitgleich prägte Ivan Illich den Begriff Deschooling – einem gesellschaftlichen Befreiungsvorgang von der Schule. “Bildung von Unten” gewinnt an Fahrt. Produkt-Information
Die “Entschulung der Gesellschaft” und “Schulen helfen nicht” waren zwei wichtige Werke auf dem Weg aus dem staatlichen Aberglauben.
Den Begriff Unschooling prägte John Caldwell Holt, dessen Buch “Teach your own” bald auf Deutsch erscheinen wird. Produkt-InformationProdukt-Information
John Taylor Gatto prägte den Begriff “heimlicher Lehrplan”
„[…] beim heimlichen Lehrplan um die lautlosen Mechanismen der Einübung in die Regeln und Rituale der Institution; es geht darum, sich an Oben und Unten, an Gutsein und Schlechtsein, an Auffälligwerden und Durchwursteln zu gewöhnen. Um es in den gängigen Fremdwörtern zu formulieren: es geht um die Einübung in hierarchisches Denken, in Leistungskonkurrenz und Normkonformität.“

Meyer 1988, S. 65

John Taylor Gatto: Schooling is not Education - Part 1
Dumbing us down (erscheint als Verdummt noch mal) – ein Buch, das die Ziele der Schule in Frage stellt.
Gatto war 3 Jahre hintereinander „Lehrer des Jahres” in New York.

Wo findet Unschooling statt?

Überall, wo es etwas zu lernen gibt. Das kann eine Bibliothek genauso sein, wie ein Brunnen, ein Wald oder ein Hörsaal. Die eigene Familie ist der Wurzelpunkt und die ganze Welt ist der Raum. Das wichtige ist eher die Freiwilligkeit als das Wo.

Was lernen denn Unschooling Kinder?

Das was sie interessiert und was sie lernen wollen. Als Unschooling Papa bekommt man manchmal Angst, für was sich Kinder alles interessieren können und dass sie sich selbst von einem 1000-Seiten Wissenschaftsbuch nicht abschrecken lassen. Solange es aus eigenem Willen und intrinsischer Motivation geschieht.

Ist es fair Kinder zu den Interessen der Eltern zu zwingen?

Nein. Das bedeutet Unschooling auch nicht. Unschooling richtet sich an den Interessen des Lerners aus. Die Eltern lernen was die Eltern interessiert. Die Kinder lernen was die Kinder interessiert. Die Interessen der Eltern bilden in jungen Jahren die Wurzel der Kindesinteressen – doch schon selbst in dieser Zeit entwickeln die Kinder eigene Interessen und verfolgen diese.

Die Rebelution ist eine Bewegung, in der Teenager gegen die niedrigen Erwartungen der Erwachsenen kämpfen.
Mit ihrem Buch machen die Homeschool-Zwillinge Alex und Brett Harris auch anderen Kindern und Jugendlichen Mut zu zeigen, was wirklich in ihnen steckt.
Do Hard Things! A Teenage Rebellion against Low Expectations

  • 16.200 Teenager, Eltern und Jugendarbeiter in 2008 (4.200 in 2007).
  • 14-Jährige arbeiteten in den Konferenzzentren, 15-Jährige steuerten $50,000 Roboter-Kameras, 16-Jährige machten die Grassroots-Publicity, 9-Jährige betrieben die Audience Response Technology, etc. Diese Veranstaltungen waren für Teenager, von Teenagern.
  • Darf man Kindern (oder Eltern) so eine schwere Entscheidung überlassen?

    Die Entscheidung haben sie immer. Wenn Eltern ihre Kinder in die Schule schicken, dann ist das auch eine Entscheidung. Bloß weil eine Entscheidung durch gesellschaftliche Zwänge ersetzt werden will ist es immer noch eine Entscheidung für die man später gerade stehen muss.

    Dennoch sind Eltern erwachsen und machen sich sehr viel Gedanken darüber, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht. Um sich von einem gesellschaftlichen Zwang abzunabeln, bedarf es sogar einer großen Portion rationaler Entscheidung, Mut und Selbständigkeit. Das kann man nicht einfach so eben mal machen. (Sollten die heutigen Eltern nicht erwachsen sein und ihre Kinder lieben, ist es umso mehr Zeit, sich wegen unseres Bildungssystems ernsthafte Gedanken zu machen)

    Wäre es nicht viel besser die Schulsysteme zu reformieren?

    Die Schule wird schon seit über 200 Jahren reformiert. Wenn man sich einmal die Erkenntnisse der wichtigsten Schulreformer ansieht und dann vergleicht mit dem Status Quo kann man sich nur wundern – das staatliche Schulsystem hinkt aktuell ungefähr 100 Jahre hinterher. Das Schlimme ist mittlerweile wird eher am formalen Prozedere gefeilt, als am Lernen an sich. Daran wird sich vielleicht auch nichts mehr ändern können, da die Schule in Deutschland sehr stark auf einem gesellschaftlichen Konsens beruht. Bis dieser sich bewegt vergeht noch einige Zeit.

    Unschooling ist genau aus diesem Reformprozess entstanden. Es waren „pädagogische Reformer und mehrfach ausgezeichnete Lehrer, die die “Bildung von unten” weiterentwickelten. Liest man neuere Forscher, so stolpert man häufig über den Satz: “Wir wissen eigentlich, wie man es besser macht. Aber wir kommen nicht an der Politik vorbei.”

    Im Unschooling schlagen sich wissenschaftliche Erkenntnisse viel schneller durch, als im institutionellen Lernen. Und werden auch sehr schnell verworfen, wenn sie keinen Gewinn bringen.

    Was passiert, wenn Unschooler bestimmte Stoffe nicht lernen, die sie dann aber später brauchen?

    Bei Unschooling lernt man zuallererst selbständig zu lernen – und zwar was man will. Wenn man dann später etwas braucht, dann will man das ja lernen. Erwachsene Unschooler können dieses dann sehr schnell lernen, da sie es zum einen „Lernen wollen“ und zum anderen „Zu lernen gelernt haben“. In der aktuellen Diskussion ist immer ein bisschen das alte: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ drinnen. Dieses ist aber falsch. Je mehr Hänschen mit Freude und aus eigenem Willen lernt, desto einfacher, mit breiterem Grundstock und selbständiger lernt er später, was er braucht.

    Paul Goodman nennt in seinem Buch (Compulsory Miseducation) eine Studie, die darauf hinweist, dass man die ersten 7 Schuljahre innerhalb von 4 – 7 Monaten lernen kann (als erwachsener Mensch).

    Und was ist dann mit der Allgemeinbildung?

    Zuerst müssen wir hier feststellen, dass Unschooling Allgemeinbildung im eigentlichen Sinne liefert. Um die Frage jedoch sinngemäß zu beantworten müssen wir uns klarwerden, dass über die Zeit der Begriff „Allgemeinbildung“ zu einem Bildungskanon wurde. Das bedeutet weg von den humanistischen Idealen hin zu einer bunten Sammlung von Fakten und abfragbarem Wissen.

    Die Frage nach der Allgemeinbildung zielt in unserer heutigen Gesellschaft also eigentlich immer nur auf das Schulabschlusswissen hin (z.B. die Abiturfragen). Hier liegen genug Erfahrungen vor, um sicher zu sagen, dass Unschooler sehr gut in externen Prüfungen bestehen. Sie lernen dieses ganz spezielle Wissen – genauso wie der Abiturient – in den paar Monaten vor den Prüfungen. Durch ihren breiteren Grundstock fällt es ihnen aber einfacher das neue Wissen sinnvoll in vorhandenes Wissen einzuordnen und sie sind es gewohnt selbständig zu lernen. All dies macht die Prüfungsvorbereitungen für Unschooler leichter.

    Aber was ist dann mit der wirklichen Allgemeinbildung?

    Unschooling bedeutet, dass man ständig seine Interessen verfolgt und damit der Mensch wird, der man in der aktuellen Kultur werden kann und werden will. Da die Welt bei dieser Art zu lernen ein lebendiges und sinnvolles Ganzes bildet und man sie verstehen will, lernt man schon fast gezwungenermaßen alle Aspekte die diese Welt ausmachen.

    Dennoch glaube ich nicht, dass es einen Unschooler gibt, der in unserer Kultur nicht von Luther, Gutenberg, Addition und Subtraktion, Evolution, Lichtbrechung, DNS oder den Kontinentalplatten erfährt. Man muss sich das so vorstellen: Unschooler haben 8-13 Jahre Zeit alles zu machen, was sie wollen. Komplett ohne äußere Zwänge. Man taucht also jeden Tag tiefer ein und aus einer Neugier wird ein Interesse und daraus eine Leidenschaft, die immer neue Interessen zeugt. Es fühlt sich an, wie das bekannte Domino-Spiel bei dem ein Stein den Nächsten umwirft.

    Wird es den Unschoolern gar nicht langweilig, so ganz ohne Fremdeinwirkung und „Motivation“?

    Nein. Meine Kinder haben stets dauernd irgendwelche Projekte. Auch andere Unschooler scheinen gar nicht genug Zeit zu haben. Wer von Anfang an Unschooling macht, der kennt es gar nicht anders, als sich selber Dinge zu suchen und daran zu arbeiten. Alle anderen müssen sich erst an die neue Freiheit und Selbstverantwortung gewöhnen. Das kann mitunter schmerzhaft bis langweilig sein.

    Unschooler lernen eher zu viel als zu wenig 🙂 – also führten findige Unschooler einen Learn Nothing-Tag ein. Wie das wohl geht?

    Ist Unschooling erlaubt?

    Unschooling ist der Reformpädagogische Zweig des Homeschooling. Homeschooling ist auf der ganzen Welt erlaubt in vielen Ländern werden die Eltern sogar finanziell unterstützt. Mit Ausnahme von Deutschland.

    Wie ist das also in Deutschland?

    In Deutschland gibt es die Schulpflicht – wie auch anderswo. Leider wurde die Schulpflicht im 3.ten Reich noch einmal überarbeitet und diese absolute Version der Schulpflicht ist bis heute nicht gekippt worden. Das hat zum einen damit zu tun, dass man nach dem Krieg möglichst schnell wieder ein eigenständiges Land aufbauen wollte und deswegen viele Gesetze übernommen wurden, anstatt noch einmal alles neu zu schreiben. Zum anderen ist es mittlerweile sehr stark in der Bevölkerung verwurzelt, dass Bildung für Kinder nur durch die Schule gewährleistet werden kann.

    Wieso reden wir dann also über Unschooling in Deutschland?

    Es gibt immerhin Menschen und Gruppen, die zivilen Widerstand leistet. Zudem gibt es viele Ausländer, die in ihrer Heimat Unschooling genossen haben und es nicht missen wollen. So hat sich die Zahl der Menschen, die sich ohne Staat bilden, auf 500 Familien (genaues weiß man nicht, da es ja keine Untertützung gibt und sich deswegen auch niemand irgendwo anmeldet) summiert. Zusätzlich gibt es viele Familien, die irgendwie zwischen den Ländern pendeln und aufgespalten sind um der Schulpflicht zu entgehen, aber nicht ihre Heimat komplett zurück lassen müssen.

    Wir suchen dauernd kreative Wege, um die Schulpflicht zu umgehen. Wer also einen weiß, der schickt ihn mir einfach über das Kontakt-Formular – ich leite es dann anonym weiter. Wer selber Unschooling machen will, der kann mich wegen der Schulpflicht kontaktieren – jeder der sich ernsthaft mit dem Gedanken befasst und den ich schon eine Weile kenne, der bekommt erfahrene Ansprechpartner genannt.

    Wieso schicken Unschooler ihre Kinder nicht in die Schule?

    Unschooler schicken ihre Kinder nirgendwohin. Wenn ihre Kinder von sich aus in die Schule gehen wollen würden, dann könnten sie das tun. Meistens genügen den Kindern aber Erfahrungsberichte von anderen Unschoolern, die mal eine zeit in der Schule waren. Dann winken sie dankend ab.

    Ist es nicht gemein den Kindern die Schule zu verwehren?

    Erstens verwehren wir den Kindern die Schule nicht. Wir geben ihnen im Gegenteil die Möglichkeit frei zu wählen. Und in jeder Sekunde, die man in der Schule ist, ist man nicht in der freien, echten, lebendigen Welt – eine eigene Entscheidung ist das Mindeste, was man Kindern anbieten sollte.

    Ein wirklich schöner Dankesbrief zum Muttertag
    (gefunden bei SwissArmyWife)
    Hier ist der Grund für diese Dankbarkeit – die Kinder dürfen in Freiheit leben und lernen. Die Mutter hat sie aus der Schule genommen.

    Sind Unschooler-Kinder nicht auf andere Kinder neidisch, die in die Schule gehen dürfen?

    Wir haben bis jetzt noch kein Kind getroffen, dass nicht neidisch auf unsere Kinder war. Meistens bekamen die anderen Kinder große Augen und eines fragte sogar mal: „Bist Du wirklich frei?“

    Kevin, der sein Leben lang keine Schule von innen gesehen hatte, war neugierig. Er startete das einjährige Experiment “Schulbesuch”
    Sein Fazit: “Würde ich es empfehlen ein Kind in die Schule zu schicken? Auf keinen Fall. Es ist viel zu einfach sich selbst zu verlieren. Aber sie sollten sich andere Unschooler-Freunde suchen. Würde ich es anderen Unschoolern empfehlen in die Schule zu gehen? Wenn es ihnen gut tut, so wie mir, dann ja. Wenn sie sehen wollen, wie es ist, dann ja. Ansonsten wird es ein “shit hole” sein. Ganz einfach.

    Ist Unschooling eine Verweigerungshaltung gegenüber der Schule – oder eine Generalisierung der eigenen schlechten Schulerfahrungen?

    Bei vielen Familien ist das Anfangs so. Mit der Zeit erkennt man aber, wie absolut cool Unschooling ist und irgendwann hält man dann Schule einfach für eine Schnapsidee. Die meisten Unschooling Eltern entschulen sich mit der Zeit selber. Das bedeutet sie ersetzen ihre schlechten Schulerfahrungen mit guten Unschooling-Erfahrungen und vergeben der Schule. (Dieser Prozess heißt Deschooling)

    Dauernd zu Hause – da verweichlichen Unschooler doch bestimmt und können irgendwann nicht mehr in die Welt hinaus, oder?

    Das Gegenteil ist der Fall. Durch die hohe Zuwendung und Aufmerksamkeit können sie ein sehr gutes Selbstbewußtsein aufbauen und werden sehr gut mit Herausforderungen und Rückschlägen fertig. Auch eben weil sie genau wissen, es gibt jemanden der wird sie immer auffangen. So gibt es unter den Unschooler/Homeschoolern sogar sehr viele, die große Reisen auf eigenen Faust planen, finanzieren und durchziehen – das geht bis zur Weltumsegelung im selbst erarbeiteten Segelboot.

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    Zac Sunderland bei seiner Weltumsegelung auf Darwin

    Alexander von Humboldt
    hat es schon hinter sich 🙂

    Aber dann haben diese Kinder doch niemanden mit dem sie streiten lernen können – auch das gehört zur Schule!

    Wenn man davon ausgeht, dass alle in einer Familie immer der gleichen Meinung sind, dann stimmt das. Wenn man jetzt auch noch zusätzlich davon ausgeht, dass die Kinder mit allen Leuten, die sie auf der Straße oder auf Facebook treffen auch einer Meinung sind und mit all ihren Freunden auch – dann stimmt das. Man sieht, wie unsinnig diese Befürchtung ist.

    Allerdings geht es darum die “Streitkultur” nicht dem Zufall zu überlassen. Nicht dem, was zufällig dabei rauskommt, wenn man 30 Kinder in einem Raum hat.

    Die Anzahl der Konflikte ist auch geringer. Der massive Druck von Außen fällt weg und durch die Möglichkeit Abstand zu gewinnen werden Konflikte nicht so aufgeheizt geführt, als in einem kleinen Raum in Anwesenheit einer Gruppe, vor der man das Gesicht waren muss.

    Peersozialisation – wie sie von der aktuellen Politik forciert wird – hat eine Menge unerwünschter Nebenwirkungen. Eine reine Peersozialisation ist eher negativ, als positiv.

    Ist eine negative Sicht der Schule keine Schwarz-Weiß-Darstellung? Schule ist doch grau – genauso wie die Welt, oder?

    Viele Menschen haben nun einmal schlechte bis sehr schlechte Erfahrungen in der Schule gemacht – wieso sollen die jetzt gezwungen sein, ihre Kinder anzulügen?

    Beim Unschooling ist die Welt eben nicht grau. Sie besteht aus allen wunderbaren Farben. Dazu gehören auch Schwarz und Weiß. Die graue Schule haben die meisten Unschooler schon komplett hinter sich gelassen. Sie haben ihren Weg gefunden. Wir würden ja auch nicht zu einem Vogel gehen und sagen: „Hey, zu Fuß gehen ist doch eigentlich ganz OK – laß doch das blöde fliegen!“ – Und so sollte man auch Unschooler als Unschooler wahrnehmen und nicht als Schulverweigerer.

    Ist Unschooling nicht total elitär – also nur Adelige und Reiche können das machen – und es betrügt somit alle anderen Schichten und schlägt sozialen Reformern wie Luther ins Gesicht?

    Im Gegenteil. Unschooling ist für alle Familien – egal welches Bildungsniveau – machbar. Hier könnte man eine theoretische Begründung liefern. Ich verweise aber lieber auf die vielen Beispiel, die man im Internet findet – besonders in Amerika führt diese Bildungsform gerade zu einer wahren sozialen Revolution, die besonders den Gedanken einer „guten Bildung für Alle“ erstmals in der Geschichte zu verwirklichen verspricht.

    Aber Eltern haben doch dann keine Ausbildung und kein Diplom – die sind doch total überfordert?

    Unschooling bedeutet hauptsächlich selbständiges Lernen. Eltern sind mehr so etwas wie Ressourcen und Diskussionspartner. Sie suchen ständig neue Ressourcen zusammen mit ihren Kinder (Bibliotheken, Mitmach-Zirkus, Werkstätten, Universitäten, Labore). Eltern lernen mit und sie wachsen mit – so sind sie jederzeit dem aktuellen Stoff der Kinder ganz nahe. Ab dem Teenager Alter emanzipiert sich das Lernen der Kinder noch stärker und die Rolle der Eltern als Wissensressource tritt stärker in den Hintergrund – die Teenager lernen noch eigenständiger.

    There’s no forcing, no coercion, no grades or measuring of their knowledge. Nothing to get in the way of their personal dreams and goals.
    (Dayna Martin)
    Kurz bevor Dayna Martin zu Bett geht, hat sie noch dieses Foto von ihrem Sohn von uns gemacht. Er lernt gerade Chinesisch. Alleine.Im Foto links lernt Devin einiges über Knie Chirurgie. Virtuell.

    Schule bedeutet doch viel mehr als – Lernstrategien, wecken neue Interessen, die man sonst nicht entdeckt hätte – wie macht Unschooling das?

    Wenn ein Mensch lernt, dann sucht er automatisch nach Lernstrategien. So bieten besonders innovative Kursanbieter wie Rosetta Stone spezielle Angebote für Homeschooler/Unschooler an. Eben weil diese Gruppe am innovativsten und aufgeschlossensten ist. Sollte sich eine erfolgreiche Neuerung in der Schule ergeben spricht sich das auch schnell bei Unschoolern rum. Wir sind sehr gut und global vernetzt.

    Je mehr ein Mensch lernt, desto mehr interessiert er sich für neue Dinge. Je mehr Dinge grenzen auch an seine aktuellen Interessen an. Unschooling ist sehr expansiv und Interessen sprießen schneller aus dem Boden, als man sich das denkt – entdeckt wird dabei eigentlich alles. Hier spielen lokale Ressourcen, sowie globale Vernetzung auch eine starke Rolle.

    Wieso verschieben die Eltern dieses Lernen nicht in der Freizeit ihrer Kinder – dann können die doch trotzdem in die Schule?

    Die Welt auf eigene Faust zu erkunden benötigt sehr viel Zeit. Da hat man keine Zeit für Nebenschauplätze – sondern hat einen anstrengenden 24 Stunden Job. Ich wüsste nicht, wo ich meinen Kindern auch nur eine Minute am Tag abknappsen könnte. Die sind dauernd mit wachsen und erkunden beschäftigt. Schule wäre nur ein Hindernis für Unschooling Kinder. Ein bestimmtes Zeitkontingent, das sie irgendwo absitzen müssten.

    Aktuell belegt die Schule ca. 12.000 Stunden der Wachzeit von Kindern/Jugendlichen – ohne ihnen die Wahl zu geben.

    Die circadiane Rhyhtmik – ein Tag hat nur 24 Stunden, Unschooler brauchen jede Minute davon.

    Aber wo lernen sie dann mit anderen zusammen zu arbeiten, wenn nicht in einem Klassenzimmer?

    Sie lernen es überall dort, wo sie mit anderen zusammen arbeiten wollen. Das kann in Vereinen sein. Das kann zu Hause sein. Das kann bei Freunden und Bekannten sein. Oder in bestimmten Arbeitsgruppen und Clubs. Dieses Modell ist viel näher an der realen Arbeitswelt, als das, was die Schule bietet. Auch nachbarschaftliche Verhältnisse und die Gemeinde dienen als Ressourcen und profitieren im Gegenzug von vermehrtem Engagement.

    Ist das gut, wenn die Kinder so ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben – denen fehlt doch dann Trotzphase und Pubertät und sie können sich nicht an den Vorstellungen der Eltern reiben!?

    Ja, je mehr Eltern den Unschooling Gedanken verinnerlicht haben, desto weniger gibt es die Trotzphase und Pubertät. Diese können sogar komplett entfallen, da die Kinder nicht mehr um ihre Freiheit kämpfen müssen, sondern von Anfang an als freie Menschen wahrgenommen werden. Der Charakter wird hier nicht durch die Reibung gebildet (was psychologisch gesehen absurd ist – und eher antiquierter Pädagogik entspricht) – sondern durch die Selbstfindung als freier Mensch. Das „Endprodukt“ ist also kein geschliffener Kompromiss zwischen konservativen und progressiven Kräften in der aktuellen Erziehungspolitik und einem Lehrerkollegium. Sondern ein freier Mensch, der zu sich gefunden hat über seine Interessen und seine Stärken. Die Welt an sich bietet zudem immer noch hinreichend Ungerechtigkeit an der man sich produktiv reiben kann, das muss man nicht unbedingt bei den eigenen Eltern machen.

    Brauchen Kinder nicht Gleichaltrige um sich auszuprobieren?

    Wenn sie die brauchen, dann können sie ihrem Bedürfnis ja nachgehen. Gleichaltrige laufen auch außerhalb der Schule herum – aber halt nur außerhalb der Schulzeiten. Ansonsten halte ich persönlich die Peer-Orientierung für überbewertet. Die Psychologen, die daran rumgeforscht hatten, kamen meistens aus sehr unterdrückerischen Haushalten mit sehr herrischen Eltern (neuere Erkenntisse in der Bindungsforschung bezweifeln die Güte der Peersozialisation). Rein psychologisch gesehen, brauchen Menschen (nicht nur Kinder) andere Menschen mit gleichen Interessen und Menschen, die sie verstehen und verstehen wollen. Das Alter ist dabei nahezu irrelevant.

    Um sich auszuprobieren sind Herausforderungen sehr gut geeignet. Ein konkretes Problem lösen oder etwas auf die Beine stellen.

    Hat das irgendeine Auswirkung auf die Familienstruktur?

    Unschooling ist Erziehung ohne Krieg. Man verliert die Angst vorm Kinder kriegen und Kinder haben. Es macht sogar richtig Spaß – oft die ganze Zeit (auch wenn es kein konstantes Zuckerschlecken ist). Unschooling Familien bekommen also oft mehr Kinder, als der Durchschnittshaushalt. Zudem die Kinder anfangen sich gegenseitig zu „erziehen“ und zu unterstützen. Durch die Altersmischung fällt hier sehr viel Belastung von den Eltern ab und verwandelt sich in wertvolle Lektionen für die Kinder. So liebt es unsere kleine Nami mit dem neuen Baby zu sprechen.

    Was ist mit Freunden?

    Unschooling Kinder haben mehr Zeit für Freunde. Auf der einen Seite baut man starke Strukturen in der Nachbarschaft auf – und irgendein Kind hat dann immer mal keine Hausaufgaben oder ist schon fertig. Auf der anderen Seite sprießen immer mehr Unschooler aus dem Boden, die dann speziell Gruppen bilden. Zudem gibt es Vereine und so weiter. Unschooling Kinder sind auch nicht auf die eigene Altersgruppe festgefroren, sondern können auch andere Altersgruppen in ihren Freundeskreis miteinbeziehen.

    Ist die professionelle Schule nicht viel effizienter als Unschooling?

    Unschooler sind durchschnittlich 2 Jahre voraus. Zusätzlich können sie selbständig lernen und besitzen ein hohes Maß an sozialen Kompetenzen, Selbstverantwortung und sind überdurchschnittlich in Vereinen, in ihren Gemeinden und politisch engagiert.

    Wenn Unschooling so toll ist, wieso wird es nicht weltweit eingesetzt?

    Früher waren Ressourcen nicht so leicht und billig verfügbar wie heute, da konnte es Sinn machen Bücher und Gelehrte an einer zentralen Stelle zu „sammeln“ und Bildung zu zentralisieren. In Zeiten von stetiger Demokratisierung von Kultur und Bildungsgütern ist dieses aber eher überholt. Dieser Gedanke findet sich im Unschooling wieder. Und somit ist Unschooling der Bildungsweg mit den stärksten Zuwachsraten in den Vorreiterländern wie USA. Andernorts muss es sich erst noch durch verschiedene Bedenken durchsetzen. (Update: Es finden jetzt auch immer mehr Konferenzen auf dem „alten Kontinent“ statt)

    Was sind das für Bedenken – ist da was dahinter?

    Gleichstellungspolitiker haben Angst, dass bestimmte Gruppen durch Unschooling Frauen aus der Bildung herausdrängen. Andere haben Angst, dass Kinder auf das Feld zum Kartoffel ernten geschickt werden – anstatt sich bilden zu dürfen. Andere haben Angst, dass fundamentalistische Radikale Gewalt und Hass lehren. Oder dass gemäßigte Fundamentalisten oder Rassisten Intoleranz einsetzen. Wieder andere fürchten dass Darwin oder Sexualkunde nicht genug gewürdigt wird.

    Aber das wäre ja alles schlimm, sollte man deswegen nicht zum Allgemeinwohl auf Unschooling verzichten?

    Für alles gibt es Gesetze, die konkret greifen. Es gibt Gleichstellungsgesetze, Gestze gegen Ausbeutung von Kindern und den Verfassungsschutz. Der Staat könnte durch intelligente Gesetzgebung und Gespräche hier rechtzeitig Gefahren erkennen und diese Kinder aus konkreten Bedrohungen befreien. Bei Darwin und Sexualkunde bin ich etwas lockerer. Die Unkenntnis über Darwin bedroht niemanden konkret und ein Unschooler kann ja selber lesen – wenn es von Interesse ist, dann wird er Darwing lesen und Mendel gleich mit. Sexualität haben die meisten Menschen bis jetzt auch ohne Unterricht entdeckt – eine konkrete Gefährdung besteht nur dann, wenn sie als etwas Böses gebrandmarkt wird und mit vielen Schuldgefühlen besetzt wird. Hier ist aber dann auch wieder auf eine intelligente Gesetzgebung zu verweisen.

    Aber wer integriert dann all die Ausländer?

    Unschooler-Kinder haben oft sehr viele ausländische Freunde und stehen in regem kulturellem Austausch mit ihnen. Dieser Austausch läuft aber nicht nur in eine Richtung. So besuchen sie die ausländische Familie und die Kinder der ausländischen Familie kommen zu ihnen zu Besuch. Die Integration funktioniert hier gleichberechtigt und fördert so das Verständnis und den Respekt.

    Lehnen Unschooler auch alle anderen Institutionen ab – nützen sie Elektrizität oder ärztliche Hilfe und mit welchem Recht – oder leben sie alle in Zelten?

    Unschooler wägen sehr bewußt ab, was sie wann, wie und wo benützen. So ist Hausgeburt ein sehr wichtiges Thema bei vielen Unschoolern. Eine Operation an der Lunge oder eine Risikogeburt wird aber von Ärzten in Krankenhäusern durchgeführt. Es kann aber den Ärzten passieren, dass sie sehr gut informierten Patienten gegenüber sitzen. Genauso wie Unschooler später auch einmal Ärzte werden können. Elektrizität, Bibliotheken und Computer benützten Unschooler auch – viele haben auch einen Fernseher (wir haben sogar einen Flachbildfernseher 🙂 – den benützen aber nur noch die Kinder).

    Sonst würde wir uns ja auch anders nennen (Unhospitaliser oder so). Es geht uns ja um freie Bildung.

    Zu der Zeltfrage. Ich kenne ein paar Unschooler, die sehr viel umherreisen. Ob sie das mit einem Zelt in einem Caravan oder mit Hotelübernachtungen machen weiß ich jetzt aber nicht genau 🙂

    Gibt es Eltern, die zu ungebildet oder „dumm“ sind ihren Kindern Unschooling zu ermöglichen?

    Bei Unschooling geht es nicht darum, was der „Lehrer“ (in diesem Fall: alle Ansprechpartner des Kindes) weiß. Unschooling wirkt interessanterweise in beide Richtungen. Nicht nur die Kinder wachsen und lernen, auch die Eltern wachsen und lernen auf einmal wieder. So kann Unschooling nicht nur für Kinder von ungebildeten Eltern eine wundervolle Bildungsform sein, sondern auch für die Eltern eine zweite Chance auf eine faire und schöne Bildung, reich an Erfolgsmomenten. Wichtig für Unschooling ist eigentlich nur, dass man sich für die Bildung seiner Kinder interessiert – dies ist unabkömmlich bis die Kinder einen soliden Grundstock erreicht haben, von dem sie aus weiter arbeiten können.

    Was ist mit den Eltern, die komplett desinteressiert an ihren Kindern sind?

    Ich bin solchen Eltern bis jetzt noch nie begegnet. Bis jetzt sind mir nur Fälle begegnet, in denen Eltern damals selbst Bildungsverlierer waren und ihre Schande nicht noch einmal durchmachen wollten – und besonders nicht vor den Augen ihrer eigenen Kinder. Menschen ziehen sich dann oft zurück und man schiebt es von außen schnell auf Desinteresse am Kind. Oft ist Dummheit eine Abwehrhaltung – was sich dann oft daran zeigt, dass solche „dummen Menschen“ auf anderen Gebieten sehr versiert sind.

    Wenn es solche Eltern wirklich gibt, dann stellt sich für uns eher die Frage, wie kann ich diesem Kind Unschooling trotzdem ermöglichen? Hier gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Ein spezielle Vorbereitung für das Kind, ein Startpaket (mit Leselernspielen, Büchern, Bibliothekswegweiser), zeitweise oder dauernde Unschooling-Gastfamilie statt Schulbesuch, eine kostenlose Unschooling-Hotline.

    Wie ist denn die Energiebilanz von Unschooling?

    Die tägliche Fahrt mit dem Schulbus spart man sich. Ohne Zeitdruck können Kinder alles mit dem Fahrrad erreichen, oder einfach mal zu Hause bleiben, oder in der Natur oder bei Freunden in der Nähe lernen. Man benötigt nicht 30 mal dasselbe Buch, sondern kommt meistens mit den Beständen der Bibliotheken in der Umgebung aus.  Die Wohnräume werden sowieso beheizt und die ganze Welt benötigt auch keine extra Heizung und Wartung.

    Wie läuft Unschooling so?

    Alle Familien, die ich kenne und von denen ich bis jetzt gelesen habe (und wir) sind begeistert – inklusive der Kinder. Es führt zu einem entspannten und ausgeglichenen Familienleben, wo jeder sich frei entfalten kann und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann – sogar sehr früh. Unschooler sind jedoch viel früher einem viel höherem Maß an Freiheit ausgesetzt, woran man sich in unserer Gesellschaft erst einmal gewöhnen muss und dass auch zeitweise immobilisieren kann.

    Sind Unschooler nicht die neuen Unzufriedenen, die dann in 10 Jahren frustriert und gescheitert am Rande der Gesellschaft vegetieren müssen?

    Darauf deutet bis jetzt nichts hin. Bis jetzt ist mir kein Fall von Analphabetismus bekannt. Im Gegenteil aber sehr viele sehr erfolgreiche erwachsene Unschooler, die ein erfolgreiches Leben führen. Da ich hier aber keine einzelnen Beispiele anbringen will, verweise ich auf die “Do Hard Things”-Bewegung, die mittlerweile ein richtiges Massenphänomen ist, das man nicht mehr leugnen kann.

    Und was ist mit Abschlüssen (z.B. Abitur) ?

    Die kann man in Deutschland alle Extern machen. In Amerika ist es meines Wissens sogar noch ein bisschen bequemer.

    Ein paar Beispiele für erfolgreiche Abschlüsse „Als wir unsere Tochter 2001 aus der Schule nahmen, hatte sie praktisch jedes Engagement für die Schule verloren. In den nächsten zwei Jahren änderten sich sowohl ihre Arbeit wie ihre Einstellung komplett. Und sie machte die Matura der staatlichen Schulen mit hervorragenden Noten.“ (Familie Villiger)
    (Vorsicht, darunter sind ein oder zwei Familien, die beten) Jetzt komme sie schneller voran: Das Mathematikbuch, das ihre Klassenkameraden im Sommer abschliessen werden, habe sie schon durch. (Gwenaëlle Hanhart)
    Erkundigt man sich nach dem Erfolg des Lernens zu Hause, hört man von Homeschooling-Vertretern nur Gutes. Bestnoten, ohne Problem die Aufnahmeprüfungen aufs Gymnasium bestanden, Lehrstellen gefunden, lebenstauglich.
    Obwohl Jugendamt und Verfahrenspfleger eine Kindeswohlgefährdung konstatieren und eines der Kinder gar an die Sonderschule schicken wollten, bescheinigten ihnen die Zeugnisse der Schulen die sie jetzt besuchen beste Leistungen. Dass die Töchter jetzt Klassenbeste sind, strafte die böswilligen Unterstellungen des Jugendamtes Lügen und zeigte wie schon oft in der Vergangenheit bewiesen, dass ein Wechsel vom Homeschooling zur öffentlichen Schule in aller Regel bestens gelingt. (Familie Gorber – nach zwangsweisen Kindesraub)
    Ihren ältesten Sohn, den 16-jährigen Jonathan, haben sie bis auf das vergangene Schuljahr durchgehend zu Hause unterrichtet. Um den Realschulabschluss zu erhalten, ging er schließlich für ein halbes Jahr zu einer staatlichen Schule. Einen externen Abschluss hatte das Schulamt nicht genehmigt. An der Schule wurde er Klassenbester mit einem Notendurchschnitt von 1,1. Nun lässt er sich bei einer Tischlerei zum Schreiner ausbilden. (Familie Dudek)

    Aber dann steht ja Unschooling nichts mehr im Weg, oder?

    Nicht, dass ich wüsste – ansonsten erweitere ich gerne die FAQ 🙂

    Ich will Unschooling noch besser verstehen und es vielleicht sogar selber machen!

    Cover

    Dann lies hier im Blog mit, suche Dir noch andere Blogs unter dem Thema Unschooling und lies auch mal was von John Holt (z.B. Teach your own) oder das Teenage Liberation Handbook (Teenager Befreiungs Handbuch) – die Unschooling-Literatur steigt zur Zeit exponentiell an (in Amerika). Zusätzlich finden laufend neue Konferenzen statt und auf Mailinglisten-Plattformen wie Yahoo gibt es immer mehr Unschooling Listen. Auch von Erwachsenen, die ihr Leben noch keine Schule von innen sehen mussten.

    Tag 2 – Ten Days

    Tag 2

    Gestern hat Chopper ein Dinosaurierbuch von ganz unten hervorgeholt und das wollte er dann durchmachen. Nami kam auch dazu.

    Auf jeder Seite schauten wir uns die Dinosaurier an – er mit einer Präzision, die ich noch nie zuvor beobachtet hatte. Über jeden erzählte ich ein bisschen und Chopper erkannte von selber Zusammenhänge. Da macht er wirklich gerade einen starken Wandel durch.

    Auch auf einem anderen Gebiet macht er seit ein paar Tagen einen starken Wandel durch. Wenn ich im Bett liege, legt er sich daneben und fängt nicht an zu kuscheln – sowie in der Früh. Er schnappt sich ein lustiges Taschenbuch (Walt Disney) und geht es von vorne bis hinten durch. Mit einer sehr hohen Aufmerksamkeit verweilt er auf jeder dieser Seiten und manchmal, wenn er etwas besonders entdeckt, dann zeigt er es mir und erklärt es mir. Lustige Taschenbücher haben übrigens circa 250 Seiten!

    Das ist so beeindruckend!

    Tag 1 – Ten Days

    Schon vor einem Jahr fing ich an aufzuschreiben, wie ein Unschooler Tag so abläuft. Aber jedesmal, wenn ich es versuchte, landete ich in einer Sackgasse. Besser gesagt in einem Labyrinth von Verzweigungen. Da jeder Tag so verschieden ist, dass man eigentlich nicht von „dem Unschooler-Tag“ sprechen kann. Da ich also so nicht weiterkam, habe ich beschlossen zehn Tage in dem Lernen unserer Kinder dazustellen. Ich will hier nicht auf eine oberflächliche Auflistung hinaus und deswegen werde ich mir 10 Tage hintereinander das jeweilige Lernhighlight herauspflücken und es so genau wie möglich schildern. Ich wünsche viel Spaß und mir die Disziplin das durchzuhalten. Anfangen werde ich mit Chopper.

    —-Tag 1: Beobachtung, Theorie, Experiment, Hypothese, Verbesserung der Theorie

    Gestern lag Chopper bei mir und ich las gerade was vor. Dann kamen wir zum Diskutieren über meine Krankheit und ich sagte, dass Wissenschaftler noch viel forschen müssen, damit sie mich endgültig heilen können.

    Chopper fragte dann sofort, was es bedeute „zu forschen“.

    Papa: „Forschen bedeutet die Natur zu beobachten und sich eine Theorie daraus zu formen. Und diese Theorie mit Experimenten zu überprüfen“

    Chopper: „Was ist eine Theorie“

    Papa: „Eine Theorie ist eine Idee darüber, wie bestimmte Dinge funktionieren – nehmen wir die Schwerkraft“

    Ich ließ ein Kissen mehrmal fallen.

    Papa: „Warum glaubst Du das dieses Kissen immer wieder fällt – es fällt ja jedesmal“

    Chopper (nach einigem Überlegen): „Weil die Luft es nach unten drückt“

    Papa: „Genau das ist eine Theorie. Und jetzt können wir sie im Experiment überprüfen“

    Papa: „Zum Beispiel könnten wir eine Feder in einer Röhre ohne Luft legen und schauen ob sie fällt – also wenn ich alle Luft aus einer Röhre nehme und dann da drinnen eine Feder habe – würde die Feder nach unten fallen“

    Chopper: „Sie würde fallen“

    Papa: „Genau und somit wissen wir, dass es nicht die Luft ist und wir können uns eine neue Theorie ausdenken, die diesen Fall berücksichtigt“

    Chopper: „Das Kissen fällt immer auf das Bett“

    Papa: „OK. Jetzt machen wir wieder ein Experiment und lassen das Kissen an verschiedenen Orten fallen.“ (es fiel dann auch auf den Boden)

    Chopper: „Ah, ich weiß was!!“ (er nahm das Kissen und warf es an der Stelle, wo es eigentlich auf den Boden fiel aufs Bett drauf – ich musste lachen)

    Papa: „Aber jetzt hast Du es ja geworfen. Das ist wie schummeln. (Das ist nur erlaubt, wenn es um Forschungsgelder von sturen Politikern geht 🙂 ). Merkst Du etwas? Das Kissen fällt immer nach unten – es fällt immer zum Boden hin“

    Chopper: „OK“

    Papa: „Das ist die aktuelle Theorie, die Erde ist riesengroß und sehr schwer. Und große Gegenstände ziehen sich an. So wie die Magnete, die ziehen sich auch gegenseitig an. Umso schwerer die Dinge sind, um so mehr ziehen sie sich an. Und wenn wir jetzt so eine Theorie haben, dann können wir daraus neue Vermutungen ableiten und diese wieder in Experimenten überprüfen… Der Mond ist zum Beispiel viel kleiner als die Erde und auch viel leichter. Und deswegen würde das Kissen dort auch viel langsamer fallen.“ (Ich lasse das Kissen ganz langsam fallen – indem ich es mit meiner Hand führe) „Und auf der Erde fallen sie immer so schnell“ (Ich lasse das Kissen wieder ganz normal fallen)  „Und auf dem Mond so“ (ich lasse es wieder ganz langsam fallen)

    Chopper verlangt ein paar Wiederholungen.

    Papa: „Was würde jetzt auf einem ganz großen Planeten passieren… wie schnell würde das Kissen dort fallen?“

    Chopper: „Ganz schnell“

    Papa: „Genau – dann würde es so fallen“ (und ich ziehe es ganz schnell nach unten)

    Papa: „So kann man aus einer Theorie, Dinge ableiten. Zur Zeit haben wir eine gute Theorie über die Erdanziehung und können damit Flugzeuge und so etwas bauen. Und je besser die Theorie ist, desto mehr können wir damit machen. Zum Beispiel könnten wir Schuhe bauen mit denen wir einfach in der Luft fliegen könnten“

    Chopper: „Ah… ich weiß, wie das geht… (und dann erklärte er mir, eine Art Luftballonschuh)“

    Nochmal unser Bildungssystem

    (ähhh… ich will ja nicht wieder davon anfangen, aber Schul-kritik hat es gepostet und ich finde es verdient Verbreitung)

    Hmmmm…. aber er macht ja nur Spaß.

    Und was wird sich der Kultusminister denken? „Eine Mauer aus Naturstein wäre doch etwas für unsere Terrasse.“

    (Meine Meinung kennt ja mittlerweile jeder, was den Systemwechsel betrifft. Weniger Arbeit, mehr bedingungsloses Grundeinkommen und eine Implosion des Wachstums auf ein Level, das unserem Bedarf entspricht)

    Erkenntnis im 5.Lebensjahr

    Mummy 1000Sunny

    Chopper (er setzt gerade aus eigenem Antrieb Puzzles zusammen, die Nami ausgeschüttet hat,damit keine Teile verloren gehen ): Ich will ja raus, aber wie kann ich raus, wenn ich immer arbeite und arbeite, dann kann ich ja niiiiieeeee raus! Das ist schrecklich, viel schrecklicher, als man glauben kann!

    Großer Seufzer von mir, die ich vor dem Computer sitze und lerne…

    Unschooling Geschichten über Zufälle

    (wieder wurde ich durch die Kommentare zu diesem Artikel inspiriert 🙂 )

    Es gab einmal einen Jungen, der begleitete seinen Vater oft im Lastwagen. Der Junge in der Fahrerkabine hörte Musik. Mit 10 Jahren bekam er dann zu Weihnachten eine Gitarre geschenkt (die Eltern hatten kein Geld für ein Gewehr oder ein Fahrrad). Und immer wenn er alleine im Lastwagen wartete übte er Gitarre und versuchte die Stücke im Radio nachzuspielen.

    Irgendwie kam dann eines zum anderen und der Junge ist heute noch bekannt als Elvis The King – und das folgende Lied von ihm erinnert uns daran, warum Politiker sich nicht auf eine Lösung verlassen wollen, die den Zufall benötigt. Doch die Frage des Zufalls will ich auf später verschieben.

    Einige Zeit vorher gab es einen anderen Jungen. Er hatte ein hartes Schicksal. Er war ein Bastard im katholischen Italien – so konnte er nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten und nicht Notar werden. Als Bastard war er von jeglicher Art der staatlichen Bildung ausgeschlossen. Auch ein Universitätsbesuch war für ihn unmöglich. Ihm blieb nichts anderes als über die Felder zu laufen, zu Hause zu lernen und sich mit der Natur und Büchern zu begnügen. Später wurde er dann in eine Werkstatt gegeben und bekam eine Ausbildung.

    Irgendwie kam auch hier eines zum anderen und wir kennen den Mann heute als Leonardo da Vinci.

    Etwas ähnliches kann man in vielen Biographien berühmter Menschen lesen. Es war immer die Freiheit zusammen mit ihren Interessen und teilweise schrägen Zufällen, die sie zu dem gemacht haben, was sie waren. So war zum Beispiel das Kinderzimmer von Sofja Kowalewskaja, einer der ersten Mathematikerinnen Rußlands, aus Geldmangel mit alten mathematischen Schriften tapeziert. Oder der kleine Jean Henri-Fabre wühlte in dem Teich in der Nähe seines Elternhauses herum – und wurde der „Homer der Insekten“. Seine Zeichnungen und Studien über das Verhalten von Insekten sind einzigartig und jedem Unschooler anzuraten, der sich auf diesem Gebiet unschoolen will 🙂 Jean Henri-Fabre durfte seinerzeit auch nicht auf die Universität. Damals war in Frankreich viel Geld eine Zulassungsvoraussetzung. Genauso wie Sofja Kowalewskaja um jeden einzelnen Schritt in der Universität kämpfen musste und nur durch Empfehlungen berühmter Mathematiker vorankam. Ihre Promotion machte sie „in absentia“ (in Abwesenheit) weil Frauen halt eigentlich nicht erlaubt waren für Mathematik an der Universität.

    Die Liste ließe sich noch ewig weiterführen. Und nicht nur an den Biographien von großen Männern. Sondern auch die kleinen Menschen, die ich kenne und nicht zuletzt ich selber habe dieses Muster erlebt. Es ist immer das Muster von verwirrenden Zufällen und Interesse, die Menschen zu dem machen, was sie sind. Und auf der anderen Seite wirre staatliche Voraussetzungen, die sie zu ihrer Zeit nicht erfüllen konnten. Doch sind diese Zufälle wirklich so zufällig? Ich glaube in der freien Welt mit ihren tausenden Möglichkeiten kann jeder Mensch seine Bestimmung finden, wenn er Zeit und Raum und Möglichkeiten genug hat. Irgendwelche Zufälle wird es immer geben. Die Welt ist groß, hat viele Bewohner und der Tag hat 24 Stunden, wenn man kein System erfüllen muss und nicht zu vorgegebenen Zeiten einen bestimmten Wissenstand haben muss, der als kulturell wichtig angesehen wird aber individuell bedeutungslos ist.

    Und so wäre meine Schlussfolgerung nicht die Hugendubels in die Bezirke der Armut zu bringen. Sondern die Städte und ihre Bezirke sollten einfach die Bedürfnisse aller Menschen erfüllen – da würden dann gut ausgestattete Bibliotheken mit gemütlichen Leseecken schon automatisch dabei sein. Nicht nur für Kinder, sondern für alle Menschen – auch die Erwachsenen.

    Was man aber konkret für Kinder machen könnte – und das wäre meine Schlussfolgerung – wäre ihren Wirkungsradius zu vergrößern. So komisch es klingen mag, ich glaube verkehrsberuhigende Maßnahmen und zusammenhängende Lebensräume (die nicht durch Straßen unterbrochen sind) wären ein Mittel, das ich gut fände. Schaffen wir keine Getthos mehr für Kinder. Hören wir auf mit der Reservate Technik, in der wir Biosphären schaffen, die Kinder schützen sollen vor der Welt. Lassen wir die Kinder anstatt dessen in die Welt und erweitern wir ihren Wirkungsradius einfach um ein Vielfaches. Und wenn wir die Welt für Kinder zugänglicher machen, dann hätte das den Vorteil, dass wir sie auch gleich ein bisschen schöner für alle machen 🙂

    Die Kinder werden in dieser größeren Welt ihre Zufälle finden. Sie werden die Plätze finden, wo sie wachsen können und sich ihre Zufälle extra für sie versteckt haben.

    Pro Reli (mal was lustiges)

    Pro Esperanto

    Ich unterstütze Pro Astro und Pro No und fordere zudem ein Pro Esperanto. Das kulturbelastete Fach Deutsch, das wohl für die stärkste Ungleichheit in Schulen zwischen Deutschen und Migranten sorgt, muss abgeschafft werden und dafür Esperanto als Wahlpflichtzwangfreiwilligfach eingeführt werden.

    Pro Fantasie

    Zudem sollte Geschichte und Politik, also Fächer in denen die jeweiligen Landesregierungen den Kindern beliebiges erzählen (je nachdem ob Rot oder Schwarz oder der Lehrer gerade Links oder Rechts), durch das Fach Fantasie ersetzt werden. Fantasie ist viel zu wenig vorhanden und das was die Schulen uns in Geschichte und Politik erzählen ist teilweise eh frei erfunden … äh interpretiert.

    Pro Schulzwang

    Ganz wichtig finde ich auch das Fach „Schule hilft allen bei allem gegen alles“. Hier lernen Menschen ganz früh, dass die Schule das einzige und das legitime und das eigentliche Mittel gegen alle Dummheit und für alles was gut ist ist. Pro Schulzwang soll Kindern helfen sich später leichter an andere Zwänge zu gewöhnen und auch in leyenhaft regierten Demokratien seine Ketten nicht zu spüren und Zensuren verständnisvoll anzuwenden. Zudem lernt man dort, dass Schule wirksam ist ist und uns allen ein besseres Leben ermöglicht und somit jegliche andere soziale Neuerung überflüssig macht. Dafür braucht man auch kein anderes Fach zu streichen, da die Schüler dort lernen, dass Schule so wichtig ist, dass sie gerne 8 Wochenstunden mehr vom Leben abknappsen darf.

    Es geht ja schließlich um unsere Freiheit fremde Kinder zu beliebigen Sachen zu zwingen und das ganze Bildung zu nennen.

    (Dieses ist aus einem Kommentar, den ich woanders abgegeben habe, den ich aber ganz lustig fand und ihn Euch nicht vorenthalten wollte)

    Interessen nähren

    Bei Unschooling geht es darum sich selbst kennenzulernen und seine Interessen zu spüren und zu nähren – und das kontinuierlich. Man unterbricht sich nicht beim Lernen – nicht einmal durch Prüfungen 🙂

    Die eigenen Interessen wachsen und wachsen jeden Tag und jeden Tag kann man mehr. Vor 3 Jahren ungefähr erkannte ich, dass ich so glücklich leben kann. Damals kannte ich den Begriff Unschooling noch nicht einmal.

    Ich begann mich für Geschichte zu interessieren. Und las und las über Geschichte. Dann fing ich mit Biographien an und las und las. Dann kam Meditation, Autogenes Training und Zen. Und irgendwann kam dann Psychologie und dann Pädagogik. Und ich las und las. Dann kam Soziologie und ich las weiter. Und irgendwann kam dann noch ein Kind und ich las auch darüber.

    Immer wieder kam etwas im Leben. Leider sehr oft etwas unschönes. Doch immer wieder kam die gleiche Antwort. Ich suchte mir die besten Bücher und sie halfen mir darüber hinaus zu wachsen und mit meinen Problemen fertig zu werden. Mein Leben ergab den Stoff und meine Erfahrung und die Erfahrung der Autoren gaben mir die Lösungen und Hilfen, die ich brauchte. Diese wurden zu Interessen und aus diesen entstanden neue Interessen und Impulse für das Leben.

    Und dann kam das neue Kind. Und obwohl dieses Kind natürlich etwas besonderes war, so war es doch nichts mehr ungewöhnliches. Es war für mich einfach ein neues Interesse, dass ich nährte. Ich fing diesesmal an ganz andere Bücher auszuleihen. Bücher, die sich damit beschäftigen, wie ich mein Baby verstehe. Bücher, die mir sagen, wie ich mich mit meinem Baby beschäftige, so dass wir Spaß haben.

    Und so löste sich auch diese eine letzte Frage, die für viele Väter besonders schwer scheint: „Was mache ich mit dem Kind, bis es 3 Jahre alt ist“. Das Baby war einfach ein weiteres Interesse, dass sich nicht ausnahm. Dessen Umgang ich genauso in einem organischen Kontinuum lernte, wie ich Geschichte und Soziologie und all die anderen Dinge gelernt habe.

    So sind Lernen und Leben zu einem steten Rhythmus geworden, zu einer Melodie, deren Töne ineinander fließen. Und so bin ich da, um die Interessen meiner Kinder zu nähren. Und auch jeden Moment, den sie erleben nicht mehr in lernen und leben zu unterteilen. Sondern zu verstehen, dass alles, was sie tun eine einzige Melodie ist. Und die Methoden, die ich bevorzuge gelten nicht für sie. Ich muss nur für sie da sein, sie nähren und sie ganz gut und ehrlich beachten.

    Vor ein paar Tagen habe ich irgendwo gelesen: Unschooling ist keine Methode des Lernens, es ist eine Art Lernen wahrzunehmen.