womit fängt man am besten an, nach so einer langen Pause?
Wahrscheinlich damit: Es geht mir gut. Nicht nur mir, sondern auch Chopper, Nami und Sanji.
Und die zweite große Sache ist wohl: „Nein!, sie gehen immer noch nicht zur Schule.“ Es bleibt weiterhin ihre Wahl. Auch nach so einer großen Krise haben sie ihre Wahlfreiheit nicht verloren.
Mein erstes Projekt in der echten Arbeitswelt habe ich jetzt hinter mich gebracht und ich war die Rekordzeit von einem Jahr und 5 Monaten dort.
Die erste Märzwoche hatte ich dann frei und da kamen die Kinder dann auch zu mir. Wir haben jetzt ein paritätisches Modell. Das bedeutet die Kinder kommen jede 2te Woche zu mir.
Ich habe es richtig genossen nicht mehr arbeiten zu müssen und mich voll auf die Kleinen konzentrieren zu können.
Die zweite Woche habe ich meine Angstbekämpfung wieder angepackt. Da bin ich am Montag direkt nach Stuttgart zum Flughafen gefahren und ins Flugzeug eingestiegen. Einmal München und zurück. Und meine Flugangst habe ich ziemlich fertig gemacht – obwohl mein Herz beim Hinflug während dem Boarding voll ausgetickt ist (aber ich kann es mittlerweile beruhigen). An Bord wurde mir dann oft schwindelig und ich hatte 3 oder 4 Mal das Gefühl in Ohnmacht zu fallen.
Aber der Rückflug ging schon ziemlich ohne (körperliche) Probleme. Natürlich bedarf es noch viel Arbeit bis ich damit nach Mauritius oder New York fliegen kann und ein gutes Gefühl dabei habe, aber es waren schon Anflüge von Flugfreude da. Yay!!!!
Und was habe ich noch gemacht…??? Ah ja dann war wieder eine Woche mit den Kindern. Dieses Mal war ich schon mobiler (ich hatte mich im Februar wegen einem Leistenbruch operieren lassen) und wir konnten noch mehr unternehmen.
Und als sie wieder weg waren (schnief) bin ich wieder in den Zug und bin dieses mal meine nächste Angst angegangen: In irgendeine Stadt fahren und dann stundenlang dort Sightseeing machen. Und als Special-Bonus habe ich mir eine Stadt im „Ausland“ gesucht. Nämlich Basel (*grins*).
Wie es mit dem Unschooling läuft?? Eigentlich sehr gut. Ich gewinne immer mehr Vertrauen, dass Kinder auch später noch lesen lernen können und nicht schon mit 7 Jahren ran müssen (bei Nami).
Und ich sehe aber auch wie weit Chopper mittlerweile ist – der musste es noch ganz früh lernen, da hat mich der Ehrgeiz schon gepackt als er 4 war. Bei Romanen wie „Die 3 ???“ liest er schon 5 Kapitel am Stück und Sachbücher macht er 6 Seiten am Stück (da trainieren wir zur Zeit Lesetechniken).
Und natürlich suche ich ihm alle möglichen historischen Computerspiele heraus.
Er spielt schon Empire Earth und kann alle Epochen der Menschheitsgeschichte „by heart“. Als ich letztes Mal einen Roman über die Kelten vorgelesen habe, da konnte er sie sogar richtig einordnen – ich glaube es war Kupferzeit. Aber das hat mich beeindruckt 🙂
Dann spielt er Anno 1701 (späte Renaissance), Gilde (Mittelalter bis Renaissance), Glory of the Roman Empire (naja, die Römer halt), Anno 1401, usw…
Wenn er jetzt noch ein neueres Civilization durchspielt dann kann ich ihm mal Victoria 2 geben. Da geht es um das komplette viktorianische Zeitalter, mit einer sehr beeindruckenden geschichtlichen und geographischen Recherche dahinter.
Er spielt nicht nur Strategie und Taktische Spiele, sondern hat im Team mit einem Mädchen auch ein Adventure durchgespielt (Ankh – das spielt im alten Ägypten, ist aber historisch nicht sehr korrekt – mehr ein Komik). Aber da haben sie wirklich trainiert nicht aufzugeben, sondern immer weiter zu versuchen, bis sie am Ende die Lösung hatten. Und als sie es dann geschafft haben, waren sie wirklich sehr stolz auf ihre Leistung.
Ich habe gehört, dass hier in der Nähe eine freie Schule ist, die Computer sehr stark ablehnen. Ich finde das sehr schade… auf der einen Seite verbrauchen solche Spiele natürlich sehr viel Zeit, auf der anderen Seite ist der Lerneffekt aber immens.
Chopper hat sich jetzt von den ganzen Büchern wie „Vorgeschichte“, „Antikes Rom“, „So lebten die Griechen“, „So lebten die Germanen, Ritter, …“ verabschiedet und liest gerade ein Buch über den 2.ten Weltkrieg (das hat er sich selbst ausgesucht).
Für die kleinen hatte ich dann mal Mama Muh und die Krähe ausgeliehen, aber da war ich so wenig begeistert davon (man musste Schneebälle auf eine Kuh oder eine Krähe werfen, oder einen Hang runterfahren), dass ich es zwei Tage später wieder zurück in die Bibliothek brachte.
Die müssen jetzt auch an die schwierigeren Spiele dran… 🙂 Sie dürfen sie zwar zweckentfremden, aber wenigsten lernen sie schon mal mit der komplexen Steuerung umzugehen.
Bei Real-Life Sachen haben wir jetzt mit Baseball angefangen. Und die Fahrräder alle Sommerfit gemacht. Und der Schwimmkurs ist wirklich super-fantastisch.
Ein Wermutstropfen hat das ganze Unschooler Dasein aber schon: Nami und Chopper hat eine super-Freundin hier. Tochter der Nachbarin, die selbst Lehrerin ist. Am Anfang schwärmte die Nachbarin davon, wie sehr ihrer Tochter die Schule gefalle und wie sehr sie sich jeden Tag darauf freut. Als dann aber die 2.te Klasse kam wollte die Tochter auf einmal nicht mehr hin und verwies auf Chopper und Nami. Jetzt hat die Nachbarin anscheinend ihrer Tochter den Kontakt verboten.
Das ist echt Schade. Nach der Erfahrung habe ich jetzt den Kindern erst mal vorgeschlagen, ob wir nicht ein bisschen hinter dem Berg halten mit dem „School-Sucks“-Coming out. Es ist ja auch schwierig für die Nachbarin ihrer Tochter zu verklickern, dass sie in die Schule muss, wenn andere das ja nicht müssen und dann auch noch nett und kein Stück ungebildet sind.