Hilfe, meine Kinder wollen in die staatliche Schule

Bildung und Schule ist bei uns schon lange ein ziemlich intensiv diskutiertes Thema. Ich selbst habe, als ich den Widerstand und die Abneigung des Älteren in der ersten Grundschulzeit erlebt habe, eine freie Alternativschule gegründet und dort fünf Jahre gearbeitet. Der Kleine ging dann dorthin, der Große hat am Ende der zweiten Klasse zwei Wochen hospitiert und sich entschieden, lieber auf der staatlichen Schule bleiben zu wollen, weil die Kinder dort netter seien. Da das mit der Alternativschule sich als sehr schwierig gestaltete, insbesondere was das Finden geeigneten Personals und die Aufrechterhaltung des freiheitlichen Grundgedankens anbelangte, bin ich nach fünf Jahren dort ausgestiegen. Der Kleine hat dann zu Hause gelernt, als Kind beruflich reisender Eltern gab es da eine legale Möglichkeit, wir waren auch einige Zeit in Frankreich, dort sind beide Kinder nicht in die Schule gegangen.

Jetzt sind wir wieder in Berlin, ich bin zutiefst davon überzeugt, dass für beide Unschooling die beste Variante wäre und bin auch bereit, dafür wieder ins Ausland zu gehen. Nur: die Kinder wollen in eine staatliche Schule gehen. Auch der „Kleine“ (12), der bisher entweder auf eine freie oder auf gar keine Schule gegangen ist, will jetzt tatsächlich in eine staatliche Schule gehen. Es gäbe dort eine größere Auswahl an Mädchen, sagt er. Mir macht das große Schwierigkeiten, je mehr ich mich mit Unschooling beschäftige, je mehr ich Ivan Illich lese (Entschulung der Gesellschaft), desto klarer erkenne ich die ganzen Nebenwirkungen und das ist hart. Der Große (14) kommt permanent übelgelaunt nach Hause, seine Motivation außerhalb der Schule irgendetwas eigeninitiativ zu tun, ist gegen Null gesunken, obwohl er früher ein ausgesprochen kreatives Kind war, das sich stundenlang selbst beschäftigen konnte und eine Konzentrationsfähigkeit hatte, über die die LehrerInnen gestaunt haben. Aber jetzt. Was haben die mit ihm gemacht dort? Mir treibt das echt die Tränen in die Augen, ihn so apathisch und missmutig zu sehen. Er ist so weit von sich selbst entfernt. Dann sagen alle, ja das ist die schwierige Pubertät, aber es ist nicht die Pubertät, es ist das Übermaß an Fremdbestimmung, dem er tagtäglich ausgesetzt ist. Aber wie kriege ich ihn da raus? Er selbst merkt es nicht, er meint zwar, Schule sei Scheiße, aber die Alternative, nicht zur Schule zu gehen, kommt für ihn auch nicht in Frage. Auch von Freien Schulen hat er nach dieser einen Hospitation die Schnauze voll.

Als wir in Frankreich waren und er nicht zur Schule ging, hat er sich meiner Beobachtung nach sehr gut erholt, er hat immer bis mittags geschlafen und total viel gelesen und war einfach ausgeglichener. Jetzt liest er gar nicht mehr. Ich kann das verstehen. Warum müssen die 13-Jährigen auch Gottfried Keller lesen??? Aber ihm selbst hat es dort nicht gefallen. Es fehlte die Peergroup. In dem Alter ist es wichtig, sich von den Eltern wegzubewegen, aber dort war das Gegenteil der Fall, das fühlte sich auch für mich komisch an.

Ich träume von einer Gemeinschaft mit mehreren Homeschoolern unterschiedlichen Alters……dann würde es meinen vielleicht auch leichter fallen, den Ausstieg zu schaffen. Wer macht mit?