Gibt es ADHS? Teil 1: Stimmen

In letzter Zeit habe ich viel auf den ADHS Blogs herumgelesen.

Dort beschreiben Eltern ihren Alltag mit ihren Kindern, bei denen ADHS diagnostiziert wurde.

Eine interessante Beschreibung, was die Symptome von ADHS sind, fand ich hier (neben Wikipedia)

Frau Elphaba hat freundlicherweise die Highlight in ihrem Blog zusammengestellt:

http://chaosimkopf.wordpress.com/2008/12/06/haushalt-und-ads/
http://chaosimkopf.wordpress.com/2008/11/20/hormonschub-alphatier/
http://chaosimkopf.wordpress.com/2008/11/19/gute-mutter-schlechte-mutter/ (der besonders)
http://chaosimkopf.wordpress.com/2008/11/06/mal-wieder-ein-morgen-bei-elphabas/ (auch lustige Sachen gehören dazu)
http://chaosimkopf.wordpress.com/2008/10/08/koffer-koffer/ (ADHS ist teuer, Zitat von Achter)

Edward Hallowell über eine Gesellschaft, die nur noch Hektik kennt:

von John Ratey habe ich leider ein längliches Video (bei ca. 9.50 gibt er seine Vorschläge zur Dosierung von Ritalin):

Das sind also die aktuell betroffenen Familien mit kleinen Kindern – und die Praktiker, die sich damit beschäftigen und pro Ritalin sind.

Auf der anderen Seite hat mich besonders interessiert, was sagen ADHSler wenn sie erwachsen sind?

Hier ist Mike Skullman

er schließt sein Video mit den Worten:

Gewidment allen Kindern, die Medikamente bekommen, anstatt ein bisschen Verständnis.

Hier ist Mr. Safety – auch er hat ADHD

er ist überzeugt: ADHD als „Gift“ not as „Disorder“ zu sehen.

Mr. Safety hat ein Jahr später die Videoantworten auf Youtube zusammengeschnitten, daraus ist ein sehr schöner und bewegender Film geworden:

Die interessantesten Aussagen sind:

Unsere Gehirne sind Multitasking! Deswegen tanzen unsere Gedanken, und wir sind kreativ. Wir können langweilige Dinge ausblenden.

Die größten Genies, Denker und Künstler beschreiben ihre Art zu denken so, wie ADHD.

Wir sind Menschen, und wir müssen lernen mit ADHD umzugehen, denn das ist es, wie wir sind. Wir können nicht an uns mit Drogen herumpfuschen, um dann zu merken, dass wir nicht mehr wir selbst sind.

Er schließt mit dem Satz:

A.D.D. is a gift, not a disorder. Learn it, love it, live with it.

—-

Nachdem ich beide Seiten gesehen habe, denke ich, dass Dr. Hallowell eine andere Weltsicht vertritt. Er will eine Welt, wo die Menschen sich auf eine Sache konzentrieren und diese bearbeiten können. Eine Welt mit Pausen und eine Welt mit Stille. Auf der anderen Seite gibt es Menschen mit A.D.H.D. – diese Menschen sind anders. Deswegen sind sie nicht schlechter. Sie passen nicht in die Denkkonzepte, Lernkonzepte und Arbeitskonzepte von Dr. Hallowells Welt – sie sind anders, als er, als die Mehrheit.

Die staatlichen Schulsysteme mit ihrem Frontalunterricht und ihren Lehrplänen sind linear aufgebaut. Das ist das schlimmste, was A.D.H.D. Menschen passieren kann. Die Schulen wollen den Kindern beibringen Langeweile zu ertragen, eintönige Arbeiten, die sie nicht herausfordern, auszuführen. Ganz so, wie sie es später am Fließband in Fabriken brauchen würden. Und deswegen bremsen sie die, die zu schnell sind. Ritalin ist nur eine Möglichkeit einen Menschen stillzulegen. Aber eine grausame.

Ich bin noch nicht fertig mit A.D.H.D. Dafür ist das Thema zu wichtig, denn wir erleben einen der größten Albträume der Menschheit: Menschen, die von der Norm abweichen werden über Bewusstseinsverändernde Substanzen normiert.

Was wäre, wenn die A.D.H.D-Menschen die Macht und das Kultusministerium innehätten. Würden dann alle, die heute als normal gelten auf LSD gesetzt? Menschen wie Hallowell wären zu langsam in dieser Welt, zu eingleisig …

—-

Das Problem sind nicht die Hallowells dieser Welt, das Problem sind die Kultusminister, die die Bildung nicht den Menschen übergeben um sie sich bilden zu lassen, sondern Sie durch die Bildung nach ihrem Bilden bilden wollen.

So… in der nächsten Folge kommen Erwachsene daran, die unglücklich mit ihrem ADHD/ADHS oder ADHD ohne HD sind.

Links ohne ADHS / Rechts mit ADHS (von Wikipedia)

10 Kommentare zu “Gibt es ADHS? Teil 1: Stimmen

  1. Ich hab mich vor ein oder zwei Jahren mal mit einer Kindergartenleiterin über das Thema ADSH unterhalten und sie meinte, das Ganze sei gerade „Mode“ und das „Aufmerksamkeitsdefizit“ läge eigentlich auf der anderen Seite, nämlich bei Eltern, Erziehern und Lehrern.

  2. Mode spielt auf jeden Fall sehr mit rein.
    Ein andere Theorie ist Disease Mongering (ich glaube, so heißt das): Für jedes Erziehungsversagen findet sich über kurz oder lang eine Industrie, die es in ein Produkt umwandelt.
    Ich glaube auch, dass es manche faule Ärzte/Psychologen/Pädagogen gibt – vielleicht erlauben die gesetzlichen Strukturen aber auch keine gute Behandlung.

    Das Phänomen, dass manche Menschen eine andere Gehirnbeschaffenheiten haben (bzgl. Dopamin, usw) und dies zu „Andersartigkeit“ führt, halte ich auch für sehr glaubwürdig. Aber Probleme gibt es meistens erst, wenn sie in die Schule müssen.

    Bei den meisten Blogs, die ich bis jetzt gefunden habe würde ich auch sagen, dass das Aufmerksamkeitsdefizit nicht bei den Kindern liegt.

  3. >>>“Bei den meisten Blogs, die ich bis jetzt gefunden habe würde ich auch sagen, dass das Aufmerksamkeitsdefizit nicht bei den Kindern liegt.“

    Klar, du kennst die Kinder ja auch nicht. Auch dein Wissen über ADHS (bzw. Halbwissen) ist äußerst beschränkt. Bildungsmangel?

  4. @Achter:
    „Bildungsmangel?“ So ein Quatsch! Das ist hier schließlich kein Facharzt-Blog. Und ob der Facharzt immer die einzig wahre Theorie hat, ist auch fraglich.

  5. @Achter
    Wir würden alle gerne etwas dazulernen. Wo können wir den Erfahrungen oder Videos von Kindern sehen, die einen überzeugen, dass sie unter ADHS leiden und nicht unter zu wenig Verständnis? Die Videos oben habe ich aus vielen ähnlichen Videos ausgesucht.

    Bei einer Mutter hatte der Sohn gerade lesen gelernt, ihr nächster Satz war: Sobald es möglich ist, lasse ich ihn auf Legasthenie testen.

  6. >Wir würden alle gerne etwas dazulernen.

    Sülze!

    Das „Lernen“ fliegt einem nicht zu, da müsst ihr euch schon bewegen. Vielleicht auch mal ein Buch lesen…Aber aus einzelnen Fragmenten, die man hier und dort im Netz zusammenklaubt eine „Meinung“ zu bilden ist ja bequemer…

  7. Hallo Achter,

    in Deinen beiden Kommunikationsversuchen hast Du uns mit Worten wie: Sülze, Bildungsmangel, Halbwissen – und der Unterstellung, dass wir keine Bücher lesen bedacht.
    Ich kann das gut vertragen, da ich ja erwachsen bin – auf der anderen Seite wirft das natürlich einen Schatten auf Deinen Umgang mit Kindern. Und ich frage mich, ob dieser wirklich von Geduld, Verständnis und Ausdauer geprägt ist. Oder ob Du von der Minderheit bist, bei denen elterliches Unverständnis und Gehorsamsverlangen in ADHS beim Kind umgedeutet wird.

  8. Literatur:
    Häufigkeit der Symptome: Hardman et al. 2005 – Sagvolden, 1999 – (in Deutschland: ) Schubert et al., Robert-Koch-Institut, 2004
    Probleme können bis ins Erwachsenenalter fortbestehen: Hallowell & Ratey, 1994
    Ursache gestörtes Bezugsperson-Kind-Verhältnis: Döpfner 1995
    kritische Zeiten bei ADHS (Adoleszenz durch Pubertät, Übergang in höhere Schulart, höhere Leistungsanforderungen, erweiterte soziale Beziehungen): Taylor 1995
    Nebenwirkungen von Ritalin: Friend & Bursuck, 2002 – Hallahan et al. 2005 – Panksepp 1998
    Ritalin bessert nur Verhalten, nicht schulische Leistungen: Doggett, 2004 – Purdie, Hattie & Carroll, 2002
    Große Untersuchung in Australien: van Kraayenoord, Rice, Carrol, Fritz, Dillon & Hill 2001 S.7
    Trainingsmethoden um schulische Leistungen zu verbessern: Paris 1988
    Ausdauer und Kontrolle entwickeln: Reid & Borkowski, 1987
    Stärken des Kindes anstatt seine Probleme sehen, START-Programm: Nyland, 2000
    Notwendigkeit des Strategienerwerbs: Purdie et al. 2002

    Keine Geschlechtsunterschiede, Großstadtkinder deutlich höhere Gefährdung: WHO-Jugendgesundheitsstudie 2002 in Berlin, Ravens-Sieberer & Thomas 2003 (N=9704)
    Geschlechtsunterschiede sind vorhanden: Döpfner, Fröhlich & Lehmkuhl 2000

    (aus Anita Woolfolk, pädagogische Psychologie)

  9. Auch wenn ich spät antworte aber die erste Antwort kann ich nicht unkommentiert lassen.
    Eine Kindergärtnerin ohne medizinische Kentnisse ist in keinster weise quallifiziert so eine aussage zu machen. Über eine Stoffechselstörung des gehirns kann sie ohne
    fachwissen einfach nicht ihren senf dazugeben. Leider meinen meistens die leute die keine ahnung von irgendetwas haben, die meinungsmache zu bestimmen.

  10. ADHS ist keine Stoffwechselstörung des Gehirns, sondern basiert auf einer unzureichenden Erziehung. Den Kindern wird keine ausreichend strukturierte Umgebung geboten, welche sie dann internalisieren können und/oder es fehlt die Zeit grundlegende Fähigkeiten mit ihnen zu üben. Dies alles führt zu Entwicklungsstörungen, die dann zu genetischen Erkrankungen, Stoffwechselstörungen usw. umgedeutet werden, mit dem Ziel, die Eltern von jeder Form der Verantwortung am Zustand ihrer Schützlinge freizusprechen. Die Medizin als moderner Ablasshandel.

    Das fatale daran: die Kinder bekommen Diagnostik und Medikamente an Stelle eines qualifizierten Trainings um ihre Entwicklungsdefizite zu beheben. Dies führt dazu, dass selbst Eltern die bereit wären sich für ihre Sprösslinge einzusetzen, davon abgehalten werden, denn was kann man gegen eine genetische Erkrankung schon ausrichten? Ein Teufelskreis!

    PS: selbstverständlich haben ADHS-Kinder eine veränderte Stoffwechsellage in Ihrem Gehirn, diese ist aber das Resultat der schief gelaufenen Anpassungsvorgänge im realen Leben und nicht umgekehrt. (Vgl. ggf. Arbeiten von Gerald Hüther). Dies widerspricht einer zeitlich begrenzten Gabe von Ritalin o.ä. nicht, solange parallel die Entwicklungsdefizite bearbeitet werden und das ist ein mühsames Geschäft.

    interessantes Buch dazu (kein ADHS-Buch):
    es vermittelt ein grundlegendes Verständnis dafür, welche strukturellen Fähigkeiten ein normal entwickelter Mensch hat, und was die möglichen entwicklungsbedingten Abweichungen sind.

    Strukturbezogene Psychotherapie:
    von Gerd Rudolf

    http://books.google.de/books?id=2kLA8rOrBi0C&pg=PP1&dq=Strukturbezogene+Psychotherapie&client=firefox-a#v=onepage&q=&f=false

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