Spenden? Die moderne Art des Imperialismus

Zu Weihnachten wird wieder eine Menge gespendet.
An:
Kuchen für mich
Wir PLANen für euch, weil wir es besser wissen
oder an Stiftungen, die ihr Geld an Schulbauer in der 3.ten Welt weiterleiten

Ich muss wohl nicht extra sagen, dass ich all diese Dinge für verfehlt halte.

Am schlimmsten finde ich aber die Vorstände und Kuratorien dieser Vereine:

Ein Haufen westlicher Emeritäten, die ihre Lösungsideen für die Welt jedem „unterentwickeltem“ Land aufdrücken wollen.

Als Gehirnwäscheinstrument Nr. 1 dienen hier die Schulen (man hat wohl erkannt, dass die blanke Missionierung nicht mehr verkaufbar ist).

So wird Letitia aus Ecuador zitiert: Schule ist schön! Ich freue mich, dass ich bald lesen und schreiben lernen kann. (Plan-Pate)

Im Vorstand von Plan-Pate sitzt dann auch noch Dr. Thomas Klett – Vorstand von Klett: Schulbücher, Lehrmaterialien, Lernmaterialien, …

Wie werden aber Kinder aufgenommen, die in der Schule waren?

Dieser Text ist von Wikipedia und handelt von den obskuren Machenschaften der Ombili Stiftung:

In einem Ombili-­Schule-Projekt vermittelt eine Stiftung Schulisches Wissen an San-Kinder.[5] Von diesen wird aber parallel dazu über eine Entfremdung zur ursprünglichen Lebensweise berichtet. Sie kehren nach der Internatszeit als „Besitzer des Schattens“ in ihre Dörfer zurück. Damit wird gemeint, dass sie ohne Antrieb herumsitzen. Wegen Mangels an entsprechendem Lehrpersonal gibt es in der Schule keinen Muttersprachenunterricht. Ort des Projekts ist die Farm Hedwigslust in Namibia. Auch eine Rinderzucht ist dort im Aufbau. Diese Farm wurde von Deutschen Hilfsorganisationen (z. B. Lions Mosbach) aufgekauft und der Ombili-Stiftung gespendet. Damit stehen den rund 400 auf Ombili angesiedelten Buschleuten etwas 3.000 Hektar Land für die Farmerei zur Verfügung.

Also nicht nur, dass die Kinder von ihren Eltern weggerissen werden, damit sie Dinge lernen, die für sie nicht nützlich sind. Sie werden nicht mal in Afrika in ihrer Muttersprache unterrichtet. Das Ergebnis ist dasselbe wie bei uns, nur dass sie eben keinen Fernseher haben und das antriebslose herumsitzen nicht auf diesen geschoben werden kann.

Diese Entfremdung der ursprünglichen Lebensweise heißt mit deutlichen Worten gesprochen: Kulturimperialismus der übelsten Sorte.

Wer für eine Schule in einem Entwicklungsland spendet, macht sich schuldig. Wer den Bau einer Schule in einem Entwicklungsland unterstützt macht sich zum Komplizen in einem Verbrechen gegenüber einer fremden Kultur und eines Volkes.

Schulen sind nicht einmal hier (in dem Ursprungsland dieser wirren Idee) ein Erfolgskonzept, und immer mehr Leute merken das.

Aber wem soll man spenden?

Vielleicht finden Sie ja im Internet Seiten, auf denen das Geld in Form von Krediten vergeben werden (Mikrokredite). Kredite sind mein persönlicher Favorit, denn bei Krediten will man sein Geld zurück (auch wenn man es nicht wirklich zurück will). Aber dieses „Zurückwollen“ bedeutet: Ich helfe Dir, damit Du auf eigenen Beinen stehen kannst. Ich helfe Dir nicht, weil Du es nicht selber kannst, sondern weil ich an Dich glaube und daran, dass Du Dir selber helfen kannst. Und wenn man das Geld dann zurückbekommt, kann man es noch einmal verleihen, zusätzlich zu dem, was man neu verleiht. Also hat man jedes Jahr mehr Möglichkeit wirklich zu helfen.

Wenn Sie diesen Seiten nicht trauen gibt es bestimmt auch Leute in ihrer Nachbarschaft, denen Sie auf diese Weise helfen können. Geben Sie jemandem einen zinsfreien Kredit für seine Weiterbildung (sie können ja im Supermarkt einen Zettel aufhängen). Vielen Leuten fehlt das Geld, um ihr Leben für sich und ihre Kinder zu verbessern. Die Ämter verweigern nämlich Geld für Fortbildung, solange man mit seiner aktuellen Ausbildung eine Arbeit bekommen hat – egal ob man mit dieser Arbeit seine Familie ernähren konnte, oder nicht.

Geld in Stiftungshilfe produziert einfach nur noch mehr Armut, damit die Stiftung auch nächstes Jahr noch die Gehälter an ihre Vorstände, Repräsentanten und Kuratoren zahlen kann und expandieren kann um noch mehr Armut zu lindern (produzieren). Und sie drückt fremden Kulturen den eigenen Stempel auf. Denn bei all diesem Geld bleiben die Chefs und Bestimmer immer die, die es eingetrieben haben.

PS: Ein Spendensiegel für Nachhaltigkeit gibt es nicht, da Interventionen von außen über kurz oder lang kollabieren und dann eine immense Not ausgelöst wird.

9 Kommentare zu “Spenden? Die moderne Art des Imperialismus

  1. Und wer sitzt bei Plan-Pate im Kuratorium:

    Dr. Peter Scholl-Latour

    Der Journalist Dr. Peter Scholl-Latour gilt durch seine vielen beruflichen Einsätze in Asien, Afrika und dem Nahen Osten und als Autor vieler Bestseller als Medienexperte für diese Regionen. Scholl-Latour war 1989 Gründungsmitglied von Plan Deutschland und sitzt seit 1993 im Kuratorium.

    Herr Scholl-Latour kann Afrika in seinen Bestsellern ja immer so schön blutig, kinoreif beschreiben. Ich erinnere mich an seine ersten Worte in einem seiner Metzgereileitfäden: In den Seen schwammen Leichen (oder so ähnlich) – das geht dann die ganze Zeit so weiter.

  2. Ich kann dich da verstehen, 1000sunny, auf der anderen Seite auch nicht.
    Es ist einfach ein total schwieriges Thema, worauf ich nicht DIE Antwort hätte.
    Ich finde es im Grunde gut, dass viele Menschen und vor allem Kinder dort Unterstützung IN IHRER UMGEBUNG bekommen.
    Bei PLAN werden Gemeinden unterstützt, und Kinder nicht in ein Internat geschickt (soweit ich richtig informiert bin). Es geht auch nicht nur um Bildung sondern auch um Aufklärung über Aids und andere Krankheiten, um HIlfe gegen Misbrauch, um das Bauen von Wasserleitungen, Brunnen, etc, um medizinische Versorgung, um die Unterstützung im Anbau, usw.
    Die Gemeindehelfer sind meist Einheimische.

    Ich selber habe mit Afrikanern zu tun, und ich bin froh und dankbar, dass ich nicht in Afrika leben muss. So schön die Lebensweisheiten hier in Deutschland auch immer zitiert werden, und so idyllisch sich so ein afrikanisches Gemeinschaftsleben immer darstellen lässt (in Afrika lieben die Menschen ihre Kinder noch, es gibt noch Gemeinschaft, es gibt Rituale und feiert gern, etc.), es hat auch seine furchtbaren SChattenseiten.
    Kinder haben es dort tatsächlich sehr schwer! Und Bildung ist nicht wirklich gut, da teuer und zum Beispiel bei Mädchen nicht als wichtig empfunden (Mädchen haben da sowieso keinen ‚Wert‘).
    Naja, du weiss es sicher selber.
    Soweit ich weiss geht es bei Plan darum, die Menschen dort vor Ort zu stärken. Die Menschen, die unten sind und kein Geld haben. Sie aufzuklären, ihnen Bücher zu beschaffen, sie zu unterstützen, damit sie überhaupt Trinkwasser haben, etc.

    Ich übersetze Briefe und Berichte von PLAN. PLAN war eigentlich die erste Charity-Organisation, die ich sympatisch fand, um ehrlich zu sein.

  3. Afrikas Schattenseiten nach der „Unabhängigkeit“ kann man sehr schön am Beispiel Patrice Lumumbas nachvollziehen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Patrice_E._Lumumba

    Ich bin überzeugt, dass jede Einmischung in Form von 3.ter-Welt-Hilfe die Abhängigkeit verstärkt.

    Brunnen bauen halte ich für besonders problematisch, da die unterirdischen Wasserreservoirs beschränkt sind. Dieses kann zu einem schlimmen Kollaps führen.

    SODIS-Wasseraufbereitung ist hier ein Weg. Ähnliches gibt es auch für Feldwirtschaft – hier wird dafür gesorgt, dass man, anstatt zu gießen, das wenige Wasser direkt zu den Wurzeln der Pflanzen transportiert.

    Es gibt auch Projekte von Afrikanern selber, die oft mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet werden
    http://www.rightlivelihood.org/laureates.html?&no_cache=1
    Wenn man das liest, dann sieht man auch sehr schnell, dass wirklich nachhaltiges Engagement in Afrika lebensgefährlich ist.

    Die Situation in Afrika ist so kompliziert, dass jede Empfehlung ihre Schattenseiten hat. Menschen, die westliche Lösungen auf Afrika anwenden, misstraue ich aber zutiefst. Vor Ort mögen Afrikaner arbeiten, aber die großen Gehälter gibt es wohl nur an den schon besetzten Stellen.

    Hier noch eine Seite über Mikrokredite:
    http://www.kiva.org/
    (habe ich nicht näher recherchiert, gibt aber ein Bild davon, was diese bedeuten)

  4. wie schön, dass wenigstens einer immer weiß, was richtig und was falsch ist. Wenn mir persönlich auch das Wissen zu häufig aus der Wikipedia bezogen wird. Aber das ist ein anderes Thema 🙂

  5. Ich habe halt eine andere Meinung zu vielen Themen und ich versuche die Hintergründe meiner Meinung darzulegen.

    Ich habe mir schon gedacht, dass ein kritischer Beitrag zur 3.te-Welt-Hilfe mir keine Sympathien einbringt. Zumal diese Institutionen das ganze Jahr an ihrem Saubermann-Image arbeiten, und sich Schauspieler und Honoratioren einstellen, um sich noch besser darzustellen. Zusätzlich haben sie Bündnisse mit fast allen Medien (Plan hat unter anderem sogar ein Bündnis mit Fix und Foxi).

    Zumal jetzt am 20.Dez über die zu schreiben, war eigentlich auch Schwachsinn. Die meisten Leute haben eh schon gespendet und fühlen sich jetzt nur angegriffen durch so einen Artikel.

  6. Kein Mensch fühlt sich angegriffen. Wer spendet, hat sich das häufig gut überlebt und eine organisation seines Vertrauens ausgesucht. Wer das nicht tut, den versteht Deinen Artikel sowieso nicht. Wer sich von Schauspielern und hohen Verwaltungsapparaten blenden läßt, dem kann man eh nicht helfen. Wer für modernen Imperialismus spendet (da bin ich völlig Deiner Meinung) ist selber schuld, den wirst Du mit Deiner Kritik auch nicht aufrütteln. Es gibt aber auch gute Beispiele und da ich nicht vor Ort mit Hand anlegen kann (ich tue es in Deutschland wo ich nur kann , aber Afrika oder sonstwo ist weit) muss ich eben leider meine finanzielle Hilfe anbieten. Man kann eine Menge schwarzer Schafe angefangen vom DRK aufzählen, aber es gibt immer auch eine andere Seite. Selten ist die Welt nur schwarz-weiß.

  7. Hmmmm….
    Die Frage, ob die Welt schwarz weiß ist oder bunt hat mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt. Die verdient doch vielleicht einen eigenen Blog-Eintrag.

    Ich habe mir jetzt mal die Sternensinger angeschaut – allerdings bieten sie auch westliche Kulturadaption an. Die Frage ist besonders am Victoria-See sehr wichtig. Soll man hier mit den Wölfen heulen (also die Kinder zu Friseuren und Modedesigner für die Vernichter ihrer Umwelt ausbilden) – oder soll man ihnen beibringen, wie man sich selbst ernährt – immerhin leben die am Victoria-See einem der reichsten Seen der Erde.
    Meine These ist: Afrika wird nicht geholfen, weil es zu arm ist. Sondern Afrika ist einfach zu reich. Die einzige Möglichkeit sich dauerhaft dieser Ressourcen zu bemächtigen ist Afrika immer in Abhängigkeit zu halten und das westliche Modell glaubhaft zu machen. Also Demokratie statt Clans (Großfamilien).
    Ackerbau statt Nomadentum. Allgemeinbildung statt Selbstversorgung.

  8. Der REichtum liegt zum großen Teil in den Händen von Afrikanern selber, die nichts davon abgeben wollen.
    In Nigeria ist das so. Das Land ist sehr reich, aber die Bevölkerung ist arm.
    So läuft da die Politik.
    Was kann man daran ändern, wenn wir nicht mal unsere eigene Politik ändern können?

    Frohe Weihnachten übrigens! 🙂

  9. Danke für die Weihnachtswünsche 🙂

    Eigentlich geht es mir nicht so unbedingt darum, welche Hautfarbe den Reichtum hat. Viel wichtiger ist mir, dass wir eben unsere Kultur exportieren. Über Schulen als Distributoren werden westliche Lehrpläne/westliche Berufsbilder/westliche Intelligenzdefinitionen aufgestempelt – und das im Zeichen der Wohltätigkeit.
    Auf einer Seite fand ich das Beispiel von einer Mutter, die eben ihr Feld alleine bewirtschaftet (Vater tot) während alle ihre Kinder zur Schule gehen und dann eine Ausbildung machen (Friseur, Modedesigner, Mechaniker,…).
    Dies bedeutet, in der nächsten Generation kennt sich keiner mehr mit Feldbau aus – das Ackerland wird verkauft. Ein weiteres Stück Selbstversorgung ist verloren gegangen. Dafür haben wir jetzt einen Friseur, einen Modedesigner und Architekten dazugekommen, die jetzt abhängig von einer industriellen Ausbeutung ihrer Resourcen sind.
    Dieselben Probleme sehe ich hier. Neulich fragte ich meine Mutter: „Was habt ihr bei der letzten Geldentwertung denn gegessen?“ – „Wir waren ja Bauern.“
    Aber jetzt besitzt (zumindest hier in München) kein Mensch mehr adäquat Boden um sich zu versorgen. Generell besitzt hier niemand mehr Grund und Boden. Auch die Wälder sind hier meist reservierte Jagdgebiete für Firmenvorstände. In der Isar fischen klingt schon fast absurd – und so essen die Menschen den Müll, der in Lebensmitteln-Discountern angeboten wird. Wohlhabende Menschen können sich aber einen Fisch aus dem Viktoria-See bestellen. Oder irgendwo anders her, ihnen kann es ja egal sein. Wenn das Gebiet leergefischt ist, kann man ja von woanders bestellen.

    Ich denke nicht, dass wir etwas Positives in Afrika bewirken können. Eben weil wir nicht mal unsere eigenen Probleme bewältigt haben, und mit einem Kulturexport nur diese Probleme vervielfältigen und es anderen unmöglich machen, sich ihre eigenen Lösungen zu suchen.

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